Rezension

Reckless 02, Lebendige Schatten - Top Story diesmal, schlechte Hauptfiguren nach wie vor

Reckless 02 - Lebendige Schatten - Cornelia Funke, Lionel Wigram

Reckless 02 - Lebendige Schatten
von Cornelia Funke Lionel Wigram

Bewertet mit 4 Sternen

Zwei Jahre später und Funke setzt ein wenig erfolgreiches Reckless: Steinernes Fleisch nun fort. Ehrlich gesagt habe ich gar nicht mehr mit einer Fortsetzung gerechnet, da meiner Meinung nach "Steinernes Fleisch" gnadenlos gefloppt ist. Obwohl ich drei Sterne für den ersten Band vergab, ging ich doch mit gemischten Erwartungen an diesen zweiten Teil heran und muss sagen, dass ich das Gefühl hatte das Funke ihre bisherigen Defizite aus dem Vorgänger mit dieser Fortsetzung ausmerzen wollte, was ihr fast gelingt.

Im ersten Teil vermissten viele das Märchen. In "Lebendige Schatten" liefert uns Funke viel Fantasie und Spuren der alten grimmschen Märchen. Davon war ich sehr angetan. Generell gefiel mir die Welt, die Funke hinter den Spiegeln erschaffen hat sehr gut, weshalb ich die Reckless-Reihe nicht umgehen konnte. Mehr davon kann ich nur sagen. Anders als sein Vorgänger ist dieser zweite Teil überaus packend und spannend. Ich habe mich, was den Handlungsstrang betrifft, sehr gut unterhalten gefühlt.

Für mich persönlich stehen Teil 1 und 2 fast völlig unabhängig voneinander. Klar ohne das Geschehen in "Steinernes Fleisch" gäbe es die Fortsetzung nicht, doch baut diese nicht wirklich auf seinen Vorgänger auf, sondern steht mehr als eigene, unabhängige Geschichte allein da. Will und Clara tauchen gar nicht auf und Jacob und Fuchs stehen diesmal hauptsächlch im Vordergrund. Schon im ersten Band fehlte mir Will, da hätte ich mir mehr gewünscht, doch offenbar ist diese Figur für Funke leider nicht sehr bedeutungsschwer. Was mich wieder zu der Frage bringt, wozu war Clara da? Eine völlig sinnfreie Figur, die nichts der Handlung beizusteuern hatte, wie Teil 2 nun bestätigt und untermauert.

Anders Fuchs, die nun eine tragende Rolle hier zugesprochen bekommt und PLÖTZLICH in einem völlig neuen Licht steht. Dennoch schafft Funke es nicht ganz ihren anfänglichen Fehler hier zu bereinigen. Nach wie vor scheint Fuchs, und eine bessere Beschreibung will mir nicht einfallen, immer noch dumm-vor-höriger-Liebe zu sein. Die Entwicklung zwischen Jacob und Fuchs ist vorhersehbar und ehrlich gesagt berührte sie mich nicht sonderlich. Ich muss mich verbessern: Es war mit total egal! Kein mitfiebern, kein "Aww", noch nicht mal ein "is-ja-nett".

Ich empfand sie sogar teilweise als störend, da mir der erste Teil, obwohl er länger zurückliegt noch sehr gut im Gedächtnis geblieben ist. Vielleicht hätte dort Funke schon ein paar Liebeskrümel säen müssen, damit der Leser nicht völlig die Augen verdrehen muss und denkt: Naaaaa klaaaar! Stattdessen BETONT sie STETS und STÄNDIG wie gut Jacob und Fuchs sich doch kennen. Ein Blick genügt. Keiner kann sich verstellen. Oookay. Ich verweise wieder auf die Liebeskrümel die im ersten Teil null vorhanden waren.

Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass diese Reihe nicht den Erfolg erreichen wird, wie es Tintenherz oder Herr der Diebe getan haben. Obwohl mir dieser Band besser gefallen hat, bin ich sicher, dass die eher schwachen fast schlechten Charaktere dazu beitragen, Funke kein weiteres Meisterwerk zu verschaffen. Insgesamt eine gute und spannende Story, doch wieder versagen die Hauptfiguren, zwar nicht auf ganzer Linie wie in Band 1, doch überzeugen konnten sie mich noch immer nicht.

"Es gab Dinge, nach denen das Herz so heftig verlangte, dass der Verstand zum hilflosen Zuschauer wurde. Das Herz, die Seele, was immer es war..."