Rezension

Reden ist wie sterben!

Was mit dem weißen Wilden geschah - François Garde

Was mit dem weißen Wilden geschah
von François Garde

Bewertet mit 5 Sternen

~~Klappentext
Australien im Jahr 1843: Der junge französische Matrose Narcisse Pelletier wird von seiner Crew versehentlich an der Ostküste des Kontinents zurück gelassen. Ein Stamm von Jägern und Sammlern nimmt ihn bei sich auf. Siebzehn Jahre später findet man Narcisse wieder – er ist nackt, tätowiert und spricht die Sprache der Aborigines, seinen Namen hat er vergessen. Was ist geschehen? Der Entdecker und Wissenschaftler Octave de Vallombrun nimmt Narcisse mit nach Paris und macht es sich zur Aufgabe, ihn zurück in die Zivilisation und zu seiner Familie zu führen. Gleichzeitig hegt er die Hoffnung, von seinem wiedergefundenen Landmann Aufschlüsse über dessen Leben auf der anderen Seite des Globus zu erhalten. Doch Narcisse öffnet sich dem selbsternannten Retter nur widerwillig: Reden, so sagt er, sei wie sterben.

 

Ein weiterer ungewöhnlicher und zugleich packender Roman, den ich in letzter Zeit gelesen habe. In diesem Brief- und Abenteuerroman erzählt François Garde die wahre Geschichte des jungen Matrosen Narcisse Pelletier. Und hier setzt schon meine Faszination ein. Der Aufbau des Romans. Jedes Kapitel beginnt mit Erzählungen und Erinnerungen von Narcisse Pelletier, beginnend an dem Tag, an dem er an der Küste Australiens vergessen wird. Das Kapitel endet immer mit einem Brief von Octave de Vallombrun an Monsieur le Président, beginnend mit dem Tag des Auffindens von Narcisse Pelletier. Somit arbeiten sich die beiden Ebenen aufeinander zu, was zu einer enormen Spannung der Geschichte führt.

In den einzelnen Abschnitten und Briefen erfährt der Leser was Narcisse Pelletier alles erleben musste, wie seine Hoffnung auf Rettung schwindet und er sich letztendlich seinem Schicksal ergibt. Scheinbar gerade, als er sich diesem Leben angepasst hat, wird er gerettet. Zurück in der „Heimat“ versucht Vallombrun mit aller Macht Narcisse zu zivilisieren. Doch so einfach ist dies nicht, das sich Pelletier weigert zu sprechen.

Pelletier sagt Dinge, die mich bewegt haben und die mich beschäftigt haben:
„Reden ist wie sterben“
„Wenn man keine Chance/ Hoffnung hat, muss man sich anpassen“
„Was ist wichtiger … an einem Leben festzuhalten oder am Leben zu bleiben?“

Eine Geschichte die unter die Haut geht und mich mit vielen Fragen zurück lässt. Warum machen wir Menschen das? Warum versuchen wir „Wilde“ zu zivilisieren? Was, wenn dieses zivilisieren mehr Schaden als Nutzen anrichtet? Wer sind wir, dass wir uns dieses Recht nehmen? Fragen, die wir nie klären werden. Wir haben wohl alle eine wilde und eine zivilisierte Seite in uns.

Ein wundervolles Buch, das mich sehr überrascht, berührt und fasziniert hat. ♥ Unbedingt lesen!!!