Rezension

Regt zum Nachdenken an

Der Circle - Dave Eggers

Der Circle
von Dave Eggers

Bewertet mit 3 Sternen

Huxleys "Schöne neue Welt" reloaded: Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim "Circle", einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz, so ein Ziel der "drei Weisen", die den Konzern leiten, wird es keinen Schmutz mehr geben im Internet und auch keine Kriminalität. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterneköche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles ...

Ich musste das Buch für die Schule lesen, was vermutlich der einzige Grund ist, warum ich es bis zum Ende gelesen habe. Das hat zweierlei Gründe:

Zum einen weil ich der Ansicht bin, dass es auch gereicht hätte, wenn das Buch nur 300 oder höchstens 400 Seiten lang gewesen wäre. Da sich die spannenden/aufregenden Passagen in diesem Buch doch stark in Grenzen halten ist es doch teilweise meiner Ansicht nach recht zäh. Da es eben der Tagesablauf von Mae ist, hält sich die Action eben stark in grenzen. Zudem werden einige Passagen seitenlang in die länge gezogen, die ic uninteressant fand, wo man es auch bei zwei Beispielen hätte belassen können.

Der andere Grund ist, dass es einem doch regelmäßig schlecht wird, wenn man bedenkt dass wir nicht allzu weit entfernt von dem Szenario sind, bei dem das Buch beginnt und die Entwicklungen bis dahin leider eben nicht allzu unrealistisch sind, denn bei genauerem Hinsehen ist so eniges bei Google oder Apple eben auch schon vorhanden.

Das muss man dem Buch durchaus lassen: es regt nach einiger Zeit sehr stark zum nachdenken an und ist nicht wie andere Dystopieromane sehr anders als unsere Welt, sondern entsteht eben in unserer heutigen Weltordnung. Der andere Punkt der dieses Buch von den anderen Büchern abhebt ist, dass der Circle für alle Menschen dort, besonders den Mitarbeitern eher Utopie erscheint und daher auch kaum einer etwas gegen ihn hat, denn alle finden deren handeln toll. So ist das Gehalt nicht gerade gering, es gibt dauernd Partys, jeder Mitarbeiter bekommt die neuste Technik usw...

Während die Hauptperson aber alles immer toller findet und immer mehr zur Vorzeigemitarbeiterin wird, wird einem als Leser immer schlechter, weil man sich fragt, warum sie diese ganzen Pflichten denn so toll findet und nichts dagegen hat, dass sie 24/7 auf jegliche nur mögliche Art überwacht wird und das meiste, so wie die misten anderen auch noch freiwillig preisgiebt.

Fazit: Wenn man einen Roman lesen will, der einem die Gefahren des Internets und ein mögliches Horrorszenario getarnt als wundervolle neue Ära, aufzeigt und man sich auch durch langweilige Passagen durcharbeitet und nicht viel Wert auf Action und Spannung (abgesehen von den letzten 50 Seiten) legt sollte dieses Buch durchaus lesen.