Rezension

Regt zum Nachdenken an aber kein Wow-Effekt

Ich und die Menschen - Matt Haig

Ich und die Menschen
von Matt Haig

Bewertet mit 3 Sternen

Nach dem Lesen der Leseprobe erwartete ich ein humorvolles, amüsantes Buch, das zum Nachdenken anregt. Leider traf diese Erwartung nur teilweise ein.

Die ersten Seiten von „Ich und die Menschen“ waren Vorworte – eins für die Menschen (terrestrische Ausgabe), eins für die Vonnadorianer, die Artgenossen des Protagonisten, an welche das Buch gerichtet ist. Diese Vorworte sind eine Art Einleitung in die Thematik und dienen evtl. auch zum besseren Verständnis.

Zu Beginn der eigentlichen Geschichte war der erwartete (und versprochene) Humor noch anwesend. Der namenlose Außerirdische, der auf seiner Mission, eine mathematische Entdeckung zu vernichten, in den Körper des Mathematikers Andrew Martin gesteckt wird und plötzlich nackt auf der Autobahn steht – die Vorstellung ist tatsächlich ziemlich witzig, noch dazu die Tatsache, dass er (der Außerirdische) keine Ahnung hat, was er gerade falsch macht (eine ganze Menge, wohlbemerkt). Darauf folgen einige witzige Begegnungen, doch allmählich flaut dann das Amüsante ab. Richtig gelacht habe ich nicht. Es war eher ein Schmunzeln.

Die weiteren Ereignisse bis hin zum Eintreffen des Protagonisten in der Wohnung seines „Wirtes“ (Bezeichnung des Mathematikers als Wirt kommt im Buch nicht vor) gleichen teilweise einer Auflistung der Eindrücke von den ihn umgebenden Menschen. Was hängen bleibt: Nasen sind hässlich, Kaffee schmeckt faulig, spucken ist keine angesehene Begrüßungsart (Okay, zugegeben, im Nachhinein ist der Gedanke, wir würden uns zur Begrüßung anspucken, doch ganz lustig).

Weiter geht es im Haus des Mathematikers. Beim Lesen war kein wirkliches Überspringen in die Geschichte möglich, es war eher wie ein Beobachten der Ereignisse. Der Protagonist entdeckt Musik, bemerkt, dass Telekommunikationsgeräte seine Fähigkeiten beschränkt und Schmerz auslöst und entwickelt eine Vorliebe für einen Brotaufstrich, den er schließlich als sein neues Hauptnahrungsmittel einführt.

Nun merkt man langsam, dass es bei „Ich und die Menschen“ nicht nur um das Verständnis des Menschseins und den Sinn des Menschenlebens geht. Wichtige Forschungsdaten und mathematische Erkenntnisse (die Auswirkungen haben könnten, technischer Fortschritt etc.) werden gelöscht, man erfährt, dass es hierbei um die Auslöschung jedweder Erinnerung an das, was Andrew Martin entdeckt hat, geht (Irgendwas mit Primzahlen, höhere Mathematik, die ich nicht verstanden habe, deren Verständnis für die Lektüre allerings auch nicht wichtig ist), wobei auch Personen eliminiert werden sollen.

Der Protagonist zögert jedoch. Er beginnt, sich in seine Rolle als Mensch, als Ehemann und als Vater einzuleben und bekommt einen völlig anderen Eindruck von den Menschen, als er ihm auf seinem Heimatplaneten vermittelt wurde. Das Ende ist teilweise vorhersehbar, allerdings tatsächlich nur teilweise, da einige Geschehnisse so nicht zu erwarten waren (mehr wird an dieser Stelle nicht verraten).

Die Idee hinter „Ich und die Menschen“ ist gut. Man denkt darüber nach, was uns Menschen eigentlich ausmacht und wofür wir das tun, was wir tun. Die um die Idee gebaute Story ist in den Anfängen wirklich gut, jedoch sind mir die Charaktere nicht tiefgründig genug, es kommt ein wenig der Anschein auf, dass alles nur oberflächlich angeschnitten wurde. Warum genau die mathematische Entdeckung von Andrew Martin so schrecklich für die Vonnadorianer bzw. das ganze Universum sein würde, wäre doch mal ganz schön zu wissen gewesen. Es fehlt ein wenig an Hintergrundinformation.

Fazit: Ein gutes Buch, welches jedoch den angepriesenen Humor sowie eine gewisse Tiefgründigkeit der Charaktere vermissen lässt.

Fazit vom Fazit: Es könnte natürlich auch sein, dass diese lediglich oberflächliche Beschreibung der Charaktere Absicht war, da der Protagonist schließlich (noch) nicht weiß, wie man Menschen versteht und ihre Aktionen und Reaktionen deutet. Dennoch wäre an einigen Stellen ein tieferer Einblick schöner gewesen.