Rezension

Reichhaltiges Vermächtnis

Das Schöne, Schäbige, Schwankende
von Brigitte Kronauer

Bewertet mit 5 Sternen

Das Schöne, Schäbige, Schwankende ist Brigitte Kronauers letztes Buch und sie erzählt in vielen Episoden. Das ganze folgt einem Konzept.

Es ist wirklich meisterhaft gemacht und stellt in den vielen kleinen Romangeschichten meistens kuriose Figuren in den Vordergrund, die wechselnd die Eigenschaften des Titels erfüllen.

Einige Episoden sind wirklich berührend. Nennen möchte ich mal ein paar, die mich besonders gefangen genommen haben:

 

Die Prächtige: Die Begegnung einer Schriftstellerin mit einer Frau, die ihr ein Foto zeigt. Hier wird gezeigt, was ein einziges Bild aussagen kann, wie verschieden es aber auch interpretiert werden kann.

 

In mehreren Geschichten hintereinander werden Frauenschicksale porträtiert: Rosetta, Rosita, Rosa, gefolgt von Einer Frau mit Caprice.

Frauendarstellungen sind eine Stärke der Autorin, aber es können auch Männer sein.

Hubertus: ein orientierungsloser Mann, der sich den neuen Nachbarn nähert, jedoch außerhalb der Gesellschaft bleibt. Erzählt von einem Kollektiv.

Diese Liste an überzeugenden Geschichten könnte man noch lange so fortsetzen. Es gibt so viel in diesem Buch. Auch bei den Geschichten, die einen nicht sofort erreichen, bleibt der Eindruck, dass da viel drinsteckt und ich glaube, das Buch wird mich beim teilweisen Wiederlesen noch lange begleiten.

Brigitte Kronauer gestaltet ihre Geschichten mit großer Genauigkeit, alles ist durchgearbeitet. Dennoch sind sie meiner Auffassung nach überwiegend leicht zugänglich und man weiß, das die Autorin auch sperrig sein kann.

Faszinierend die Leitmotive, die sie einsetzt, zum Beispiel das Auftreten von Vögeln der unterschiedlichsten Art. Am deutlichsten passiert das in der Story von der verschlossenen Andrea, die von ihrer Schwester mit einer Wasseramsel verglichen wird. Oder auch in „Mondgesicht“ Sven, dessen Aussehen sich schließlich zum Dompfaff änderte.

 

Einige Figuren tauchen in den späteren, viel längeren Abschnitten wieder auf. Von diesen späten Abschnitten möchte ich vor allen „Die Jahre mit Katja“ empfehlen.

 

Mit ihrem letzten Buch hat Brigitte Kronauer ihre Leser reich beschenkt.