Rezension

Reifeprozess

Ein Winter in Paris - Jean-Philippe Blondel

Ein Winter in Paris
von Jean-Philippe Blondel

Bewertet mit 5 Sternen

„Das würde ab jetzt mein Ziel sein. Ich wollte die Schlaflosigkeit anderer begleiten. Ich würde Romane schreiben.“ (Seite 183)

Dass Victors Wunsch in Erfüllung gegangen ist, erfahren wir bereits auf den ersten Seiten dieses Buches. Der Romanautor und Englischlehrer findet nach der Rückkehr aus dem Urlaub einen Brief von einem Leser und erinnert sich an seine Zeit in Paris. Dort hatte er zwei Jahre lang studiert. Im ersten Jahr einsam und zurückgezogen. Im zweiten Jahr lernte er Mathieu kennen, der ebenso allein war. Doch bevor aus der Bekanntschaft eine Freundschaft werden konnte, sprang Mathieu in den Tod. Danach änderte sich für Victor alles. Seine Kommilitonen und Lehrer interessierten sich für ihn.

Der 1964 geborene Autor schrieb diesen Roman aus der Sicht von Victor, wodurch er sehr authentisch wirkt. Ich habe mit Victor gelitten und das Buch innerhalb von zwei Tagen verschlungen. Für mich wurde hier die Geburt eines Schriftstellers aufgezeigt. Aus dem unsicheren, fleißigen Schüler wurde nach dem Tod seines Kameraden ein Mensch, der für sich einstand. Ein Mensch, der im Leben ankam und Entscheidungen traf.

Ich bin sicher, dass das nicht das einzige Buch von Jean-Philippe Blondel für mich bleibt. „6 Uhr 41“ liegt schon bereit.