Rezension

Reinlegen, Umlegen, Karten legen - Mörderisches Arizona

Weiße Magie - mordsgünstig - Steve Hockensmith

Weiße Magie - mordsgünstig
von Steve Hockensmith

Klappentext:
Als Alanis McLachlan erfährt, dass ihre Mutter ermordet wurde, hat sie sie seit 20 Jahren nicht mehr gesehen. Ihr seltsames Erbe: ein kleiner Laden für okkulten Bedarf in Arizona. Das lässt nichts Gutes vermuten – denn Alanis‘ Mutter war eine Trickbetrügerin mit zweifelhafter Karriere. Offenbar war ihre neueste Masche das Tarotkartenlegen. Wurde sie von einem betrogenen Kunden umgebracht?
Alanis beschließt, ihr Erbe anzutreten, und übernimmt mit Hilfe eines Tarot-Handbuchs das Kartenlegen selbst. In der Hoffnung, dass der Mörder an den Schauplatz seiner Tat zurückkehrt ...

Der Autor:
Steve Hockensmith, geboren 1968 in Kentucky, hat als Journalist gearbeitet, bevor er sich ganz auf das Schreiben von Büchern verlegt hat. Er lebt mit seiner Familie in Kalifornien.

Meine Meinung:
Es ist zwanzig Jahre her, seitdem Alanis ihre Mutter gesehen hat. Nun bekommt sie eine erschütternde Nachricht: Sie wurde umgebracht, der Mörder ist noch nicht gefasst, und ihre Mutter hat ihr einen okkulten Laden in Berdache, Arizona, hinterlassen. Ein Geschäft im Nirgendwo, das der Trickbetrügerin gehörte und mit dem sie viel Geld verdiente.
Alanis macht sich auf den Weg, wohlwissend, dass alte Wunden aufreißen, denn die Vergangenheit und das Verhältnis zu ihrer toten Mutter Athena, die eigentlich Barbra hieß, war eines, was man keinem Kind wünscht. In Rückblenden verfolgt man, was für eine Kindheit und Jugendzeit Alanis erlebt und was sie geprägt hat.
Trotz allem ist sie wild entschlossen, den Mörder zu finden. Und so lernt sie das Kartenlegen, geht jedem noch so kleinem Hinweis nach und bekommt unerwartet Hilfe von dem gutaussehendem Cop Josh Logan.
Wird Alanis das Rätsel lösen? Sind die Tarotkarten dabei eine Hilfe?

"Weiße Magie - mordsgünstig" ist kein typischer Kriminalroman. In denen findet man meistens einen abgehalfterten Cop, der den Mörder einer entstellten Leiche sucht. Dabei versucht er, seine eigenen Probleme zu lösen. Nun gut, Alanis geht in der Geschichte auch in sich, trotzdem ist sie eine ganz andere. Es ist heiß, die Karten sind nicht willig und der Tod der Mutter scheint nicht viele Leute zu stören.

Alanis ist sarkastisch, hat schwarzen Humor, so manche Tricks drauf und weiß sich durchzusetzen. Mit den Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend formt sich das Bild einer Frau, die es nie einfach hatte, die unter der Mutter litt und plötzlich wird der Zynismus, den sie ausstrahlt, nachvollziehbar. Mir war sie gleich sympathisch. Hart und doch zart zugleich.
Die Mördersuche geht eher ruhig vonstatten, und vor allem: humorvoll. Wer bei dem Buch nicht einmal schmunzeln oder grinsen muss, der tut's wohl von jeher im Keller.
Herrliche Dialoge, Gedanken und Anspielungen! Ein Krimi mit viel Spaß, auch wenn es um so etwas Ernstes wie einen Mord geht. Die Balance gelingt dem Autor richtig gut.
Thema Tarotkarten: Die sind ja bei vielen Menschen beliebt und von anderen werden sie belächelt. Fakt ist, so wie Alanis sagt, dass man aus jeder Karte etwas für sich herauslesen kann, wenn man möchte, und so tut sie das auch. Irgendwann. Man kann schließlich auch mit den Karten helfen, anstatt jemanden damit auszunehmen.
Hier gibt es auch Einblicke ins Trickbetrüger-Leben. Wie die Falschspieler vorgehen und was sie sich ausdenken, ist sagenhaft. Meister ihres Faches, ohne Rücksicht auf Verluste.

Abschließend bleibt mir zu sagen, dass die Geschichte andersartig ist, ruhig erzählt, ohne Eile, sich aber die ganze Zeit mit der Suche des geheimnisvollen Mörders beschäftigt und mit Alanis, die immer mehr über Athena herausfindet und auch über sich selbst.
Die Nebenfiguren wurden vom Autor wunderbar ausgearbeitet, ich musste oft schmunzeln, denn in Arizona scheint es ganz besondere Charaktere zu geben.
Manchmal hätte ich mir durchaus etwas Action gewünscht, aber das Leben vor Ort scheint nicht dafür ausgelegt zu sein. Auch langsam kommt man zum Ziel.

Das Buch ist mit den abgebildeten Tarotkarten passend gestaltet, das Cover ein Blickfang schlechthin. Selten habe ich ein so schönes Cover gesehen.

Für Krimifans, die mal etwas Neues in dem Genre lesen wollen, ist "Weiße Magie - mordsgünstig" auf jeden Fall etwas.

4 Sterne.