Rezension

Reise in die ostdeutsche Vergangenheit

Alles richtig gemacht - Gregor Sander

Alles richtig gemacht
von Gregor Sander

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Geschichte von zwei Freunden, die zusammengewoben ist aus Bruchstücken ostdeutscher Vergangenheit.

Dr. Thomas Piepenburgs Leben ist offenbar aus den Fugen geraten. Als Berliner Rechtsanwalt ist er gerade bestens versorgt mit Aufträgen, die ihm wenig Freude bereiten. Dass seine Frau und seine Töchter aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen sind, realisiert er zunächst kaum. Dann taucht überraschend sein alter Freund Daniel auf. 

In einer lockeren Mischung verschiedener Lebensmomente lässt Gregor Sander seinen Helden in Ich-Perspektive erzählen. Dabei erfasst er nicht nur die Entwicklung der beiden Hauptpersonen, sondern verwebt sie geschickt mit kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Ereignissen und Strömungen der letzten vierzig Jahre. Das liefert willkommene Hinweise zur chronologischen Einordnung, ist darüber hinaus fein genug dosiert, um bei Lesern entsprechenden Alters und entsprechender Biografie nostalgische, sicher auch persönliche Erinnerungen aufkommen zu lassen.

Der Hauptteil der Handlung spielt in Berlin. Der Roman ist durchdrungen von diesem speziellen ostdeutschen Lebensgefühl und vermag es auch zu transportieren. Es präsentiert sich in der Historie, in der Mentalität, in der Sprache und in unzähligen scheinbaren Nebensächlichkeiten.

Die Figuren sind lebensecht. Sie haben ihre Vorstellungen, die ab und an überschrieben werden, Wünsche, die sich mal erfüllen, mal nicht, Geheimnisse, die geheim bleiben. Und ihre Stärken und Schwächen, und manchmal fällt es schwer zu beurteilen, was Stärke und was Schwäche ist. Im Zusammenspiel agieren sie glaubhaft, individuell, erwartungsgemäß oder unvermutet, aber immer authentisch.

Unaufgeregt, lakonisch, mit einem etwas lässigen Humor entspannt sich die Geschichte. Es geht um Freundschaft, um Lebensentwürfe, um Entscheidungen. Auch um die Liebe. So plätschert alles ein wenig dahin. Interessant zu lesen, durchaus nicht langweilig, doch vermutlich ist der Roman kein Anwärter für jedermanns Lieblingsbuch.