Rezension

Reise in die Vergangenheit

Die Lichtung - Linus Geschke

Die Lichtung
von Linus Geschke

Bewertet mit 4 Sternen

Damals wurde dein bester Freund getötet - jetzt jagst du seinen Mörder.

Sommer 1986: Was ein vergnügliches Wochenende unter Freunden im Bergischen Land werden sollte, entpuppt sich für Jan und seiner Clique als Alptraum und als Ende ihrer unbeschwerten Jugend. Eines der Mädchen wird eines Nachts ermordet aufgefunden. Jemand hat sie vergewaltigt und erstochen. Einige Meter entfernt findet man kurz darauf die Leiche eines der Jungs, Jans bester Freund wurde brutal erschlagen. Trotz mehrmaliger Vernehmungen aller Beteiligten konnte die Polizei den Doppelmord nie aufklären. War der Täter ein Außenstehender oder sogar jemand von ihnen? Jeder der Jugendlichen versucht auf seine eigene Art und Weise mit dem Geschehenen umzugehen und nach und nach verliert die Clique sich immer mehr aus den Augen.

27 Jahre später wird Jan Römer, inzwischen erfolgreicher Journalist, zufällig von seinem Chef beauftragt, eine Story über den Doppelmord an zwei Jugendlichen zu verfassen. Jahrelang hat Jan die schrecklichen Ereignisse von damals erfolgreich verdrängt. Doch nun möchte er die Gelegenheit nutzen und sich den Erinnerungen stellen. Er nimmt zu seinen damaligen Freunden Kontakt auf und fängt an Fragen zu stellen. Dies scheint jedoch jemanden überhaupt nicht zu passen. Anonyme Drohungen und körperliche Übergriffe halten ihn jedoch nicht von seinem Vorsatz ab, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Seine Freundin "Mütze" hilft ihm bei den Recherchen.

Hauptprotagonist Jan Römer ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Er ist erfolgreicher Journalist und steht kurz vor einem harmonischen Familienurlaub an der Nordsee. Doch die Recherchen für den Artikel katapultieren ihn in seine Jugendzeit und wecken Erinnerungen und Sehnsüchte, die seine Familie völlig in den Hintergrund rücken lassen. Sein Verhalten gegenüber seiner Frau erschien mir oft nicht korrekt und dies hat nicht unbedingt Sympathien für ihn in mir geweckt.

Über seine Freundin Mütze erfährt man noch nicht so viel. Sie spielt eher eine nebensächliche Rolle. Kennengelernt hat Jan sie vor einigen Jahren in der Redaktion. Mittlerweile hat Mütze es aber nicht mehr nötig zu arbeiten, denn sie hat eine Menge Geld geerbt. Aber aus Freundschaft zu Jan und als Zeitvertreib steht sie ihm noch für Recherchen zur Seite. Mehrmals wird betont, dass Jan und Mütze nur eine rein platonische Freundschaft miteinander verbindet, aber ob sie auf Dauer ihre Finger voneinander lassen werden, ist fraglich. Man spürt oftmals ein deutliches Prickeln zwischen den beiden. Überhaupt scheint Jan ein Aufreißertyp zu sein, denn auch seine Jugendliebe Tanja scheint durchaus noch Interesse an ihm zu haben. Was also ihn und Frauenwelt angeht, gibt es noch einiges an Potential.

Das Buch umfasst 386 Seiten und ist in angenehm zu lesende überschaubare Abschnitte gegliedert. Sie handeln sowohl von Jans Jugend in den 80er Jahren als auch von der Gegenwart. Besonders die kleinen Details, die die 80er Jahre ausgemacht haben verleihen dem Buch einen gewissen Charme und lassen mich als Leser in Erinnerungen schwelgen. Schön und aussagekräftig fand ich die Stelle: "Wir mussten uns nicht verabreden. Handys und Smartphones gab es damals nicht. Aber irgendjemand war immer da."

Der Schauplatz ist Köln und das umliegende Bergische Land. Aber es handelt sich hier um keinen typischer Regionalkrimi in meinen Augen, da die Handlung auch in jedem anderen Ort auf der Welt hätte statt finden können. Gewisse markante Punkte, die Köln ausmachen werden zwar genannt, auch das gute alte Kölsch fehlt nicht, aber nichtsdestotrotz hat mir noch das gewisse etwas gefehlt, dass mir die Zuneigung zu dieser Region verdeutlicht.

Das Buch verfügt über einen ernstzunehmenden Plot, den der Autor an sich ganz gut umgesetzt hat. Teilweise war es mir aber etwas klischeebeladen und vorhersehbar und die Beschreibung der wenigen Charaktere dieses Buches hätte ich mir etwas tiefgründiger gewünscht. Was mich als Leser immer tierisch nervt ist, wenn der allwissende Erzähler Andeutungen macht, diese aber nicht weiter ausführt, aber dem Leser schon soviel verraten, dass dieser ahnt, in welche Richtung die Auflösung geht. Mit solchen Passagen nimmt der Autor der Story ein wenig die Spannung.

Fazit: Ein schönes lesenswertes Krimi-Debut mit Fortsetzungspotential. Besonders für die Jahrgänge der 60er bis 80er Jahre sehr zu empfehlen. Von mir gibt's 4 Sterne!

Im Herbst 2015 soll der zweite Band "der Pakt" erscheinen. Über die Handlang an sich ist noch nichts bekannt, aber ich freue mich jetzt schon auf dieses Buch. Ich hoffe, dass es uns auch wieder in die "schöne alte Zeit" zurückversetzt.