Rezension

Reise zurück in die Jugend

Aus der Welt -

Aus der Welt
von Karl Ove Knausgard

Bewertet mit 3 Sternen

Der Ich-Erzähler ist weder sonderlich sympathisch, noch bietet er viel Identifikationspotenzial – Und dennoch trieb es mich immer weiter durch die über 900 Seiten lange Geschichte über den Aushilfslehrer Henrik Vankel, der in ein nordnorwegisches Dorf zieht.

Natürlich hängt die Sogwirkung auch damit zusammen, dass im ersten Drittel etwas Ungeheuerliches passiert: Der 26-Jährige verliebt sich in eine 13-jährige Schülerin und gibt sich seiner Begierde hin. Aus Angst vor den Folgen flieht er in seine Heimat Kristiansand im Süden Norwegens und arbeitet seine Vergangenheit auf. 

In Knausgårds Debütroman finden sich bereits viele Elemente, die ganz typisch sind für seine folgenden Werke – zum Beispiel autobiografische Züge, atmosphärische Naturbeschreibungen im Wechsel der Jahreszeiten, psychologische Analysen und philosophische Betrachtungen, seine Empfindsamkeit, aber vor allem monströse Gedankenströme. Stellenweise waren mir seine Exkurse in die Literatur oder seine Träumereien und Grübeleien zu ausufernd. Man braucht sich nicht zu wundern, dass der Roman so lang geraten ist, denn vieles findet gar nicht real, sondern nur im Kopf der Figur statt.

Mal hat man das Gefühl, dass der Autor kein Detail auslassen möchte, dann wieder lässt er den Leser mit offenen Enden etwas ratlos zurück. Am meisten beeindruckt hat mich seine Art, Minderwertigkeits- und Schamgefühle schonungslos offenzulegen und die Kraft seiner Sprache und Bilder.