Rezension

Reisen im Licht einer großen Theorie

Reisen im  Licht der Sterne - Alex Capus

Reisen im Licht der Sterne
von Alex Capus

Was ist Reisen im Licht der Sterne nun? Eine Biographie über das Leben von Robert Louis Stevenson ist es nur in Teilen, denn ganze Abschnitte werden nur lapidar mit wenigen Sätzen erwähnt, während andere Ereignisse fast minutiös und mit Verweis auf unterschiedlichste Quellen belegt. Capus verbindet Stevensons Leben mit dem Mythos der Schatzinsel, beschreibt wie der kränkliche Autor vermutlich die Idee für seinen erfolgreichen Roman gefunden hat. Er sieht den Ursprung im legendären Kirchenschatz von Lima, der auf Cocos Island liegen soll. Doch er argumentiert, dass es nicht die auf allen Karten als Cocos Island bezeichnete Karte ist, auf der der Schatz liegt, sondern eine kleine Insel vor Samoa, die ebenfalls diesen Namen – wenngleich nicht konsequent auf allen Landkarten – trug. Nach und nach legt Capus seine Theorie dar, dass Stevenson selbst zum Schatzsucher wurde, als er seinen Lebensabend auf Samoa verbrachte.
Unheimlich fesselnd schwankt dieses Buch zwischen Fakten und Fiktion. Es zieht den Leser in den Bann und das mit Briefausschnitten, Tagebucheinträgen oder amtlichen Registerauszügen, die hier so geschickt zu einem „Angenommen, wenn“-Gedankenspiel zusammengewoben worden, dass man zwischen durch ausrufen möchte: Ja, doch! Genauso MUSS es gewesen sein!
Und genau das ist das perfide und zugleich geniale an diesem Buch, es bringt einen dazu, diese Geschichte, diese spannende Lagerfeuererzählung einfach für die Wahrheit halten zu wollen. Man möchte an Piratenschätze, Schatzkarten und geheime Höhlen auf vergessenen Inseln glauben.
Allein dafür, dass man sich kurz wieder wie mit zwölf fühlt und sich selbst nach Samoa träumt, lohnt sich die Lektüre ungemein.

Fazit

Alex Capus gelingt mit seinem Buch ein erzählerisches Meisterstück, indem er die Grenzen von Fakt und Fiktion so kunstvoll und mit abenteuerlichem Feuer vermischt, dass man Lust bekommt, selbst in alten Tagebüchern nach versteckten Hinweisen zu suchen.