Rezension

Religion vs Ideologie

Der Hirte - Ingar Johnsrud

Der Hirte
von Ingar Johnsrud

Bewertet mit 4 Sternen

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Bei „Der Hirte“ handelt es sich um Ingar Johnsruds Debütroman, dem ersten Teil einer Trilogie, der verschiedene Erzählstränge über drei Generationen und ca. 80 Jahre hinweg beinhaltet.

 

Die der Glaubensgemeinschaft „Licht Gottes“ angehörende Tochter einer norwegischen Politikerin wird von ihrer Mutter als vermisst gemeldet; unmittelbar danach entdeckt die Osloer Polizei, dass auf das Anwesen dieser Gemeinde ein Anschlag verübt wurde, bei dem es mehrere Tote gab und die Tochter weiterhin vermisst wird. Ermittelt wird in viele Richtungen, für die es Hinweise gibt; so kann z.B. ein Drogen- oder Glaubenskrieg nicht ausgeschlossen werden. Man ermittelt im gefährlichen religiösen Millieu, zieht das Streben einer anderen Gruppierung nach einem norwegischen Kalifat und religiöse, kulturelle Konflikte mit ein.

Ein anderer Handlungsstrang befasst sich mit einer Wiener Bruderschaft: Forscher, die sich um 1937 zusammenschlossen und in Bezug auf Rassenpflege wohl nicht immer einer Meinung waren, worauf sich diese Bruderschaft auflöste.

 

 

Der Thriller ist überwiegend spannend geschrieben und man mag ihn gar nicht mehr aus der Hand legen. Er behandelt so viele Themen über einen langen Zeitraum hinweg; zwangsläufig werden unzähliche norwegische und ungewohnte Namen erwähnt. Um hier den Überblick zu behalten, habe ich versucht, mir eine Liste der Namen anzulegen, was gar nicht so einfach war – und manchesmal habe ich den Überblick verloren. Ganz besonders zum Schluss, bei der Aufklärung, als verschiedene Varianten betrachtet wurden, fand ich es sehr schwierig, diesen komplett zu folgen. Die vielen Wechsel zwischen den Handlungssträngen fand ich zwischendurch auch schon mal anstrengend, denn bei vielen Kapiteln weiß man als Leser nicht sofort, über wen geschrieben wird, man muss sich erst einfinden und dann ist das Kapitel auch schon wieder beendet. Zum Ende des Buches bei ungefähr den letzten 50 Seiten fand ich vieles nicht mehr so ganz überzeugend, z.B. die äußerst detailliert beschriebenen Kampfszenen oder, dass eine geknebelte Frau dennoch deutlich sprechen kann (S. 467).

 

Fazit: Ein, wenn auch nicht immer voll überzeugendes, doch überwiegend spannendes und gut unterhaltendes Buch, bei dem es sich gar nicht so einfach unterscheiden lässt zwischen Gut und Böse, das auch die Gefahr des Missbrauches von wissenschaftlichen Errungenschaften darstellt und den steten Kampf zwischen Religion und Ideologie.