Rezension

Retro-Idylle trifft auf brutales Schlachtengetümmel

Amulett #2 - Kazu Kibuishi

Amulett #2
von Kazu Kibuishi

Bewertet mit 4.5 Sternen

In einer finanziellen Notlage war Karen Hayes mit ihren Kindern Emily und Navin in ihr leerstehendes Elternhaus zurück gezogen. In dem unheimlichen Kasten wird Emily von einem Amulett als Steinhüterin und Beschützerin ihrer Familie entdeckt. Im zweiten Band muss Emily ein Gegengift für ihre Mutter beschaffen, die nach einem Spinnenbiss bewusstlos ist. Unterstützt vom pinken Roboterhasen Miskit und dem hartnäckigen Fuchs Leon Rotbart begibt sich Emily  auf den lebensgefährlichen Weg zum Dämonenkopfberg, um dort die heilenden Früchte zu beschaffen. Nur ein Träger des Amuletts kann den Weg dorthin freimachen.

Während Elfenkrieger die Stadt Kanalis einnehmen, erleben die Geschwister auf ihrem Weg aus der verfluchten Stadt getrennte Abenteuer. Emily lernt von Leon den Stein zu beherrschen und erfährt, dass ihre Kontrolle über das magische Artefakt niemals nachlassen darf, weil sonst der Stein sie kontrollieren und ihre negativen Seiten zum Vorschein bringen wird. Emily konnte nicht ahnen, dass Großvater Silas mit Widerstandskämpfern aus aller Welt die Befreiung von Kanalis vorbereitete und dass sie nun Silas Platz im Kampf einnehmen muss. Navin bewährt sich, indem er mit Unterstützung des Mechaniker-Bots Cogsley lernt, das wandernde Haus zu beherrschen und zu steuern, in dem die Kinder und ihre Roboter-Crew unterwegs sind. Emilys jüngerer Bruder wirkt inzwischen gereift. Er bewältigt selbst Herausforderungen, die ihn ängstigen, und qualifiziert sich in diesem Abenteuer deutlich für Aufgaben, die ihn in Zukunft erwarten könnten.

Eine sonderbare Rolle nimmt Leon Rotbart ein, der sich in die enge Beziehung zwischen den Kindern und ihrer unterstützenden Cyber-Roboter-Truppe drängt und gegen den der treue Miskit vergeblich protestiert. Leon hat offensichtlich noch einen Rachefeldzug gegen die Elfenkrieger vor sich; sein Vater starb im Kampf gegen die Elfen. Emily kann Leons Ziele noch schwer einschätzen, so dass ich mich frage, ob sie sich gerade zum Werkzeug fremder Interessen manipulieren lässt  und Großvater Silas Werte verraten wird.

Im zweiten Band um die Steinhüterin Emily wechseln wieder lauschige Naturszenen in freundlichen Farben ab mit dem Retro-Charme der Stadt Kanalis und martialischem Kampfgetümmel der Elfenkrieger. Für eine Zielgruppe ab 8 sind seitenweise brutale Kämpfe noch zu starker Tobak, finde ich. Von der Bild- und Farbwirkung gefällt mir der zweite Band wieder sehr gut, sensible Achtjährige würde ich damit jedoch nicht allein lassen.