Rezension

Revolverhelden

Die Rache der Polly McClusky - Jordan Harper

Die Rache der Polly McClusky
von Jordan Harper

Bewertet mit 4 Sternen

Als die elfjährige Polly McClusky von ihrem Vater Nate an der Schule abgeholt wird, weiß sie, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Eigentlich sollte ihr Vater im Gefängnis sitzen und sie hat ihn mehr als die Hälfte ihres Lebens nicht gesehen. Dennoch weiß sie sofort, dass es ihr Vater ist, mit all den Tattoos und den blauen Revolverheldenaugen. Nate McClusky entführt seine Tochter, um ihr Leben zu retten. Im Gefängnis hat Nate sich einen zu mächtigen Feind gemacht: die Aryan Steel Gang. Deren Kopf sitzt zwar im Hochsicherheitstrakt, regelt aber durch seine Kontakte alles, und zwar wirklich alles innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern. Pollys Mutter und ihr Stiefvater sind von den Aryan Steels schon ermordet worden. Polly und Nate McClusky sollen die nächsten sein. So beginnt die Flucht der beiden durch Kalifornien. Die schüchterne, hochbegabte, aber teils auch noch sehr kindliche Polly wird durch Nates Kampf- und Überlebenstraining erwachsener und härter. Polly ist für Nate der einzige Überlebensgrund und das Motiv, seinen Feinden zuvorzukommen, koste es, was es wolle, zur Not auch sein eigenen Leben.

Zu Beginn irritiert die einsilbige und verkrampfte Kommunikation zwischen Vater und Tochter. Allmählich nähern sich beide allerdings an und öffnen sich etwas, was durchaus berührend wirkt. Allerdings ist mir die dargestellte Gewalt und Brutalität, die bei den Auseinandersetzungen und Überfällen teils detailliert beschrieben wird, zu viel. Die meisten Beteiligten sind in irgendeiner Weise kaputte Typen, zugedröhnt mit Drogen, hoffnungslos, im Netz der einen oder anderen Gang und deren Hierarchie gefangen. Der einzige Hoffnungsschimmer geht ausgerechnet von Polly aus, die zusehends reifer wird und sich in der aggressiven und teils dumpfen Erwachsenenwelt durchsetzen kann.

Sprache und Wortwahl spiegeln diese Welt durchaus wider: harte Schnitte, knappe Sätze, schlichte bis vulgäre Wortwahl lassen die Gedanken Nate McCluskys oder auch die Dialoge authentisch wirken, sind aber dennoch gewöhnungsbedürftig.

Ein harter, schonungsloser Roman, auf den man sich einlassen sollte.