Rezension

Rezension: Daniela Winterfeld - Der geheime Name

Der geheime Name - Daniela Winterfeld

Der geheime Name
von Daniela Winterfeld

Das Märchen vom Rumpelstilzchen kennt wohl so ziemlich jeder. "Der geheime Name" befasst sich mit einem seiner Artgenossen, von denen es nur noch ganz wenige gibt. Er selbst nennt sich "der Geheime", denn seinen Namen darf - genau wie im Märchen auch - keiner wissen, sonst würde er sterben. Auch "der Geheime" hat einen Pakt geschlossen, doch er wurde betrogen und versucht nun schon viele Jahre lang, die ihm versprochene Tochter zu finden und zu sich zu locken.
Die Autorin schafft es schon auf den ersten Seiten, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Das liegt nicht nur an ihrem tollen, detailreichen Schreibstil, sondern natürlich auch an der dichten und unheimlichen Atmosphäre. Den Geheimen beschreibt sie so unheimlich, dass mir immer wieder kleine Schauer über den Rücken gejagt sind, wenn dieser kleine gruselige Wicht aufgetaucht ist. Die Geschichte spielt größtenteils im Moor, was ebenfalls dazu beiträgt, dass eine düstere Grundstimmung herrscht und somit perfekt zu diesem modernen Märchen passt.
Die Charaktere sind großartig ausgearbeitet. Fina ist ein Mädchen, das ihr Leben lang auf der Flucht war und sich nichts sehnlicher wünscht, als ein richtiges zu Hause. Nun möchte sie ausbrechen und endlich ihre eigenen Entscheidungen treffen und vor allem nicht mehr fliehen müssen. Ihre Mutter hütet ein großes Geheimnis, dem Fina allmählich auf die Spur kommt. Sie muss erfahren, dass sie ihre Mutter eigentlich gar nicht wirklich kennt, denn immer wieder macht sie neue erschreckende Entdeckungen. Mora ist ein sehr interessanter Protagonist, der wohl die größte Entwicklung in diesem Buch durchmacht. Ist er erst noch absolut unterwürfig und ängstlich, so entwickelt er langsam aber sicher eine Abneigung dagegen, sich immer nur demütig verhalten und Schläge einstecken zu müssen, wenn er nicht schnell genug spurt. Auch er möchte ausbrechen, möchte frei sein und eigene Entscheidungen treffen können.
Der Spannungsbogen der Geschichte ist nicht kontinuierlich hoch, es geht eher auch mal ruhiger zu, was hier allerdings nie langweilig war, sondern gut zur Charakterentwicklung und der Geschichte gepasst hat. Es gibt jedoch zwischendurch auch immer wieder Szenen, in denen man mit den Protagonisten mitfiebert, sich gruselt und am liebsten ins Buch hüpfen würde, um sie in die richtige Richtung zu schubsen. Durch die vielen unerwarteten Wendungen, kann man eigentlich gar nicht anders, als schnell weiter zu lesen und ganz besonders das Finale ist unglaublich spannend.
Fazit:
Ein modernes Märchen - fantastisch geschrieben, mit einer dazu passenden düsteren Atmosphäre, tollen Charakteren und vor allem einem unheimlichen, bösartigen Wicht, dem ich nicht einmal tagsüber begegnen möchte. Ein großartiges Lesevergnügen.
Ich vergebe 5 von 5 Punkten!