Rezension

Rezension || "Die Entscheidung der Hebamme" von Sabine Ebert

Die Entscheidung der Hebamme - Sabine Ebert

Die Entscheidung der Hebamme
von Sabine Ebert

Bewertet mit 2 Sternen

Erster Satz

"Mein Kaiser."

Inhalt

Nachdem im Leben von Marthe und Christian endlich wieder Ruhe eingekehrt ist, leben sie immer noch in Christiansdorf, dem Dorf, welches Christian vor Jahren mit den fränkischen Siedlern gegründet hat. Dafür tobt das politische Geschehen in und um die Mark Meißen, da der Kaiser sich endlich von seinem bisher engsten Verbündeten, Heinrich dem Löwen, abgewandt hat. Dieser ist allerdings der Lehensherr von großen Gebieten des Reiches und kann sowohl dem Kaiser als auch den Fürsten schnell bedrohlich werden. Daher will der Kaiser gegen ihn in den Krieg ziehen, was auch für die Christiansdorfer bedeutet, dass sie sich auf blutige Auseinandersetzungen vorbereiten müssen. Als der Herr des Dorfes dann tatsächlich mit seinen Rittern von Markgraf Otto nach Meißen beordert wird, lernen die Dorfbewohner ihren neuen Burdvogt kennen. Und dieser ist kein anderer als Ottos ältester Sohn, Albrecht, ein Tyrann und Schrecken der Christiansdorfer. Gerade Marthe, die vor Jahren dessen verhassten Bruder gerettet hatte, ist ihm ein Dorn im Auge. Für das Silberdorf brechen dunkle Zeiten an.

Meine Meinung
"Die Entscheidung der Hebamme" ist bereits der dritte Teil der Hebammen-Saga und nachdem mir bereits Teil 1 gut gefallen hat und Teil 2 mich sogar regelrecht begeistern konnte, hab ich mich schon auf dieses Buch gefreut. Da ich beide Bücher schon zeitnah gelesen hatte, fand ich mich sofort in die Geschichte rein. Obwohl zwischen den Handlungen von Teil 2 und 3 einige Monate vergangen sind, setzt die Geschichte dort an, wo sie in "Die Spur der Hebamme" aufgehört hat. Am Schluss des letzten Buches wurde noch der Bruch zwischen dem Kaiser und Heinrich, dem Löwen, thematisiert. Bereits dort wurde klar, dass dieser Konflikt im darauffolgenden Buch eskalieren würde. Wenn allerdings einige Zeit vergangen ist, seit man die Vorgänger-Bücher gelesen hat, könnte der Einstieg etwas schwerer fallen. 
Unverkennbar sind die Bücher aber an Sabine Eberts Schreibstil zu erkennen. Dieser konnte mich auch dieses Mal wieder überzeugen. Sie versteht es, den Leser mit ihrer Art, eine Geschichte zu erzählen, mitzunehmen in eine Zeit, die für uns heute vielleicht eher schwer greifbar ist. Dabei lässt sich die Story locker weglesen, obwohl Sabine Ebert sich Mühe gibt, auch durch Sprache das Jahr 1179 zum Leben zu erwecken. Daher konnte ich auch dieses Buch innerhalb kürzester Zeit lesen, trotz seiner fast 700 Seiten. Wieder mal ist das Grundgerüst, nämlich die Geschichte der Entstehung der Stadt Freiberg, wunderbar und sehr professionell recherchiert und kommt in genau richtiger Dosierung zur Geltung.
Nahezu alle Charaktere kennt der Leser ebenfalls schon aus den vorherigen Büchern. Marthe ist mir allerdings dieses Mal etwas arg auf die Nerven gegangen, da sie eigentlich die gleichen Probleme wälzt, wie sie sie schon im letzten Buch hatte. Eine Entwirklung bei ihr konnte ich eigentlich nicht feststellen. Dabei hat sie doch zwischenzeitlich genug erlebt und durchstehen müssen, um ihr mal eine schöne Lebenskrise anzudichten. Aber nein, sie denkt das Gleiche vor zuvor, sie fühlt das Gleiche und irgendwie fängt sie an, unterzugehen. Sie ist einfach immer noch schön, tapfer und irgendwelche Ausfälle zwecks ihrer Erlebnisse gibt es nicht. Dafür kam am Schluss nochmals Christians Charakter wirklich schön zur Geltung. Er ist eben ein Ritter in glänzender Rüstung, ohne viele Ecken und Kanten, aber manchmal hat er mein Frauenherz zum Schmelzen gebracht. Auch Lukas Geschichte entwickelt sich einen Schritt weiter und auch seine Gedanken und Gefühle kommen zur Geltung. Markgraf Ottos Sohn Albrecht, den der Leser bereits als Kind kennenlernen durfte, hält Einzug in Christiansdorf und spielt eine entscheidende Rolle für die Handlung. Oftmals habe ich in Rezensionen zu diesem Buch die Kritik gelesen, dass die Charaktere in schwarz-weiß, sprich in Gut und Böse, eingeteilt werden können und es dazwischen nicht viel gibt. Das stimmt so schon, allerdings hat mich das nicht so sehr gestört. Ab und an braucht man einfach mal einen wirklich schön bösen Schurken, bin ich der Meinung. Hinsichtlich der anderen Charakteren gilt das zu den Vorgängern Gesagte, da sich da nicht viel Neues sagen lässt.
Soweit also so bekannt. Da ich eine großartige Entwicklung bei den Charakteren eigentlich auch gar nicht erwartet hatte, hab ich auf eine spannende und fortschreitende Handlung gehofft. Doch obwohl ich vom letzten Teil absolut überzeugt werden konnte, lässt der Verlauf dieses Mal sehr zu wünschen übrig. Dabei ist mir zunächst ins Auge gestochen, dass es am Anfang der Buches unglaubliche viele Stellen gab, an denen die Handlung der Vorgänger-Bücher zusammengefasst und wieder beschrieben wurde. Ich persönlich finde, es ist unglaublich schwer, Fortsetzungsreihen zu schreiben, da das einfach was ist, das nicht jeder Autor beherrscht. Er muss genau das richtige Maß finden zwischen Nacherzählung für Leser, die eben mitten in der Reihe das Lesen anfangen und neuer, frischer Handlung für jemanden, der eben auch das vorher Geschehene kennt. Und dieser Umstand ist vorliegend mal gründlich in die Hose gegangen. Sogar Geschehen aus Band 1 wurde nochmals wiedergegeben, was mich unglaublich gelangweilt hat. Dazu kam, dass Sabine Ebert es nicht geschafft hat, einen Spannungsbogen aufzubauen.Die Handlung plätschert so vor sich hin und die Story braucht eine ganze Weile, bis sie wenigstens etwas in Fahrt kommt. Nachdem ich mit der Hebammen-Saga ja zwischenzeitlich ausreichend Kontakt hatte, gab es auch wenig überraschende Momente. Vieles war vorhersehbar und das ist wiederum ein Grund dafür, warum eben nicht ausreichend Spannung aufkam.
Ganz übel dagegen war das Ende des Buches. Wer die Reihe kennt weiß: Marthe und Christian geraten immer wieder in Lebensgefahr, haben dann mehr Glück als Verstand und retten sich dann mit ganz unkonventionellen Mitteln. Soweit, so bekannt. Ohne spoilern zu wollen: dieses Mal geht es nicht ganz so glimpflich aus, wie die beiden das gewöhnt sind. Etwas Neues ist ja echt toll, aber DAS war dann doch zuviel des Guten. Da könnte man ja wirklich meinen, dass der liebe Gott sich sämtliches Unglück der Erde nur für den kleinen unbedeutenden Ritter und seine arm geborene Frau aufgehoben hat. Zumal: obwohl da schon neue, unbekannte Elemente reingespielt haben, gab es doch die eine oder andere Situation, bei der ich dachte "das kenn ich schon".

Bewertung
Nachdem mich der zweite Teil der Reihe umgehauen hat, war dieser hier eine wahre Enttäuschung. Die Handlung braucht eine ganze Weile, bis sie ein wenig in Fahrt kommt, die Protagonistin Marthe hat sich wenig bis gar nicht weiterentwickelt und wird zur echten Nervenprobe und das Ende wird mir eine Weile in Erinnerung bleiben, aber leider nicht im positiven Sinne. Zwar werde ich die Reihe auf jeden Fall fertig lesen, aber dies ist nicht diesem Buch zu verdanken. Allerdings wurde wieder genau recherchiert und wie schon in den letzten Teilen bewundere ich Sabine Eberts Talent, das real vergangene Geschehen mit ihren Ideen zu kombinieren. Hoffentlich kann mich der vierte Teil "Der Fluch der Hebamme" wieder mehr in Beschlag nehmen.