Rezension

Rezension: Julian Frost - Last days on earth

Last days on Earth - Julian Frost

Last days on Earth
von Julian Frost

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich eigentlich etwas vollkommen anderes erwartet hatte, als ich den Klappentext gelesen habe. Ich hatte absolut nicht mit so einer Vielfalt an fantastischen Wesen gerechnet, die mit uns Menschen zusammen die Erde bevölkern und das neben- bzw. miteinander. Diese Beschreibung der Welt hat mich so fasziniert, dass ich am liebsten in das Buch hineingekrochen wäre. Hexen, Magier, Vampire, Daimonen, Trolle, Kobolde und Drachen sind nur einige der Wesen, die in diesem Buch auftauchen und tiefen Eindruck hinterlassen. Die Autorin hat ihre ganz eigene Welt erschaffen, die sie auch noch wunderbar erklären kann. Man erfährt wirklich viel davon, wie Hexen und Magier zaubern bzw. hexen, wie Vampire sich ernähren, was Drachen an der Welt so mögen und auch nicht mögen usw. Diese vielen kleinen Details haben mich wirklich gefesselt, doch nicht nur diese ließen mich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Auch die Geschichte um den Untergang der Welt ist natürlich spannend und sehr gut durchdacht. Man wird immer wieder auf falsche Fährten gelockt und ahnt bis zum Schluß nicht, wer es hier auf die Zerstörung der Welt anlegt.
Die Charaktere sind ebenso toll ausgearbeitet, wie die vielen kleinen Details über das Leben auf dieser Erde. Karla van Zomeren, eine weiße Hexe, die niemals von ihrem vorgezeichneten Weg abweichen wollte, ist eine toughe Frau, die niemals aufgibt, sehr aufopfernd ist und die man einfach mögen muss. Ebenso ging es mir mit Raoul, Wirt eines Daimons, der immer wieder Aussetzer hat (teilweise von mehreren Monaten), der niemanden an sich heranlassen möchte, weil Freundschaften für ihn meist ja doch in einem Fiasko enden. Diese beiden sind absolut unterschiedlich, können sich anfangs überhaupt nicht ausstehen und müssen doch miteinander auskommen. Das Verhältnis zwischen den beiden entwickelt sich absolut glaubwürdig und ich fand es toll, zu beobachten, wie die beiden miteinander umgehen. Dann gibt es natürlich noch viele sehr interessante Nebencharaktere, die trotzdem eine große Rolle spielen. Besonderen Eindruck auf mich haben dabei zum Beispiel Raouls Freund, der Drache Quass und seine ehemalige Lehrerin Tora gemacht. Was man wohl von den meisten der Protagonisten (zumindest denen, die eine größere Rolle einnehmen in diesem Buch) behaupten kann, ist dass sie wahnsinnig vielschichtig sind.
Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Autorin diese Aussetzer von Raoul auch für den Leser nicht gleich aufgeklärt hat, sondern dass man ganz genauso im Dunkeln steht und keine Ahnung hat, was in der Zwischenzeit passiert ist. Erst nach und nach erfährt man, genau wie Raoul, was er in der Zeit angestellt hat (bzw. sein Daimon Brad).
Der Spannungsbogen ist von Anfang an sehr hoch und bleibt beständig über das komplette Buch hinweg so bestehen. Es gibt immer wieder überraschende Szenen, so dass man kaum zur Ruhe kommt und wissen will, was als nächstes passiert. Doch selbst wenn gerade mal kurz Ruhe herrscht, gibt es irgendetwas wirklich interessantes zu entdecken (was das Zusammenleben zwischen Menschen und fantastischen Wesen betrifft zb.), so dass zumindest bei mir zu keinem Moment Langeweile aufkommen konnte.
Auch der Schreibstil von Susanne Gerdom, die sich hinter dem Pseudonym Julian Frost verbirgt, ist flüssig zu lesen, fesselnd und mitreißend.
Nun wird es für mich Zeit, auch ein Buch zu lesen, das Susanne unter ihrem richtigen Namen geschrieben hat, nachdem ich bisher nur Bücher ihrer Pseudonyme gelesen habe.
Ich jedenfalls bin absolut begeistert von "Last days on earth" und kann es ohne schlechtes Gewissen weiterempfehlen, auch wenn ich es nicht unbedingt nur in die Kategorie Thriller einordnen würde. Auch Fantasy-Fans kommen hier vollkommen auf ihre Kosten.