Rezension

Rezension zu "Ein ganzes halbes Jahr"

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Bewertet mit 5 Sternen

Lou und Will.
Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen.
Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt.
Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.
Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall.
Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will.
Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.
Eine Frau und ein Mann.
Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen.
Die Liebesgeschichte von Lou und Will.

Rezension und Fazit:

Charaktere:
Will erleidet bei einem Motorradunfall eine schwere Rückenmarksverletzung durch die er zum C5/C6 -Tetraplegiker ( Querschnittspatienten), mit sehr eingeschränkter Bewegungsfähigkeit eines Armes, wird.
Der Unfall verändert sein Leben vollständig: Vorher ein reicher, sehr aktiver Firmenteilhaber, der sein Leben in vollen Zügen genügt, benötigt er nun eine 24-Stunden Betreuung.
Fortan ändert sich seine Einstellung: Er ist unmotiviert, griesgrämig und unausstehlich.
Lou kommt aus ärmlichen Verhältnissen.
Nachdem sie nach jahrelanger Anstellung in einem Café ihren Job verliert, bekommt sie trotz mangelnder Erfahrung einen Job als Pflegekraft.
Für ein für ein halbes Jahr soll sie sich um Will kümmern und ihm Gesellschaft leisten.
Am Anfang kommt Lou mit Will nicht klar: Sie weiß nicht, wie sich ihm gegenüber verhalten soll und wie sie am Besten auf seine schlechte Laune reagieren soll.
Doch im Laufe der Zeit lernt sie mit Will klar zu kommen und öffnet ihm eine neue Welt.
Die Geschichte bekommt nochmal eine starke Wendung, nachdem Lou ein Gespräch mitbekommt, dass nicht für ihre Ohren bestimmt ist.

Beide Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und erleben während der Geschichte eine sehr glaubhafte Wandlung.
Die Zwei haben einen besonders großen Einfluss aufeinander; so hat Lou am Anfang zum Beispiel keine Lebensziele und ist mit ihrem "Leben im Stillstand" zufrieden.
Durch Will lernt sie jedoch neue Ort kennen, wird weltoffener und neugierig auf die Welt.
Und Lou zeigt ihm, dass er auch mit seiner Behinderung ein schönes Leben führen kann und dass sie in ihm nicht nur den "Behinderten" sieht, sondern auch seinen Charakter.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist leicht zu lesen, ohne dabei langweilig,anspruchslos oder kitschig zu wirken.
Viele Szenen sind sehr bildhaft und malerisch beschrieben und ich konnte mir alles sehr genau vorstellen: Die Häuser, die Umgebung, selbst den Regen und die Sonne.
Obwohl das Buch ein ernstes Thema behandelt, gibt es in ihm auch einiges zu lachen.
Die Autorin versteht es den Leser auf geschickte Art und Weise zu fesseln, mit witzigen, sowie ernstgemeinten Worten, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Allgemeines und eigene Meinung:
"Ein ganzes halbes Jahr" ist ein sehr starkes, emotionales Buch mit wahnsinnig tollen Charakteren und einer ausgezeichneten Recherchearbeit.
Es wird beschrieben, wie sehr Will unter der Tetraplegie leidet; nicht nur, dass an den Rollstuhl gefesselt ist, sondern die Reaktionen der "normalen Menschen" auf ihn; inbesondere Nachteile der Tetraplegie: die Schmerzen, die Infektionen, - sein nie endender Kampf.
Man bekommt einen guten Einblick in die Gefühle der Menschen, ihren Leidensweg, aber auch ihre Freunden.
Das besonders Schöne ist, dass Jojo Moyes hier dem Leser zeigt, dass behinderte Menschen nicht nur durch ihre Behinderung definiert werden und dass es noch ein andere Seite der Persönlichkeit gibt, als die "behinderte".

Während ich das Buch gelesen habe, hat mich das Thema sehr beschäftigt und ich habe mich mit Fragen auseinander gesetzt, die ich mir so wahrscheinlich nie gestellt hätte.
Ich kann das Buch eigentlich jedem ans Herz legen, allerdings bin ich der Meinung, dass das das Buch eher nichts für Jugendliche ist.
Was ich besonders betonen möchte, ist das man sich vorher nicht zu sehr über das Thema informieren sollte und sich am Besten "ins kalte Wasser stürzt".

Fazit:
"Ein ganzes halbes Jahr" ist mit eines der besten Bücher, die ich je gelesen haben und ich kann es jedem empfehlen.
Es hat mich emotional sehr berührt und  ist mein Highlight diesen Jahres.