Rezension

Rezension zu Totenlied

Totenlied
von Tess Gerritsen

Bewertet mit 5 Sternen

Die Violinistin Julia bringt von ihrer Italienreise ein altes Notenbuch als Souvenir mit. Darin entdeckt sie auf einem losen Blatt eine handgeschriebene und völlig unbekannte Walzerkomposition. Als sie das schwierige und aufwühlende Stück spielt, geschehen sehr merkwürdige Dinge. Der Walzer scheint etwas Böses auszustrahlen, was das Wesen von Julias dreijährige Tochter zu verändern scheint. Weil niemand ihr glaubt, reist Julia heimlich nach Italien, um nach der Herkunft des Musikstückes zu suchen…

Totenlied ist das neuste Thriller aus der Feder der Autorin Tess Gerritsen.

Totenlied wird in zwei Erzählsträngen erzählt, die in zwei verschiedenen Zeitebenen spielen. In der ersten Zeitebene begleitet man Julia, eine Violinistin, die aus ihrem Italienurlaub ein altes Notenheft mitbringt in dem sie dann ein altes handschriftlich beschriebenes Notenblatt findet. Als sie das Stück nachspielt, scheint sich das Verhalten ihrer kleinen Tochter zu verändern. Julia entdeckt erschreckende aggressive Züge an ihrer kleinen Tochter, aber weder ihr Mann noch die Ärzte, die sie konsultiert können oder wollen ihren Schilderungen glauben schenken. Julia fühlt sich mit der Situation völlig allein gelassen und verzweifelt fast daran, dass sie ihre eigene Tochter nicht mehr wieder zu erkennen glaubt. Als ihr Mann dann auch noch vermutet, dass sie diejenige ist, die psychische Probleme hat, entgleitet ihr immer mehr ihr altes Leben. Sie sieht nur eine Lösung, sie muss den ehemaligen Besitzer des alten Notenheftes in Italien ausfindig machen, um mehr über mysteriösen Musikstück zu erfahren. Der zweite Erzählstrang, der für mich persönlich den eigentliche Haupterzählstrang bildete spielt kurz vor dem zweiten Weltkrieg in Italien. Der junge jüdische Geiger Lorenzo hat hohe musikalische Ambitionen, aber durch die immer schärferen Rassegesetze des Mussolini-Regimes wird dem ein Ende gesetzt.

Während im ersten Erzählstrang vor allem die psychologischen Aspekt mit den inneren Konflikten von Julia für mich im Vordergrund standen, und damit den Reiz dieses Teils der Geschichte ausmachte, konzentriert sich für mich der zweite Teil mit Lorenzo auf die immer düster werdende Stimmung im faschistischen Italien. Lorenzos Geschichte war auch der Teil, der mich wirklich in seinen Bann zog und mich emotional berühren konnte und dafür sorgte, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Mit den beiden Protagonisten hat die Autorin zwei sehr unterschiedliche Charaktere erschaffen. Während Julia eine junge, starke und emanzipierte Mutter darstellt, verkörpert Lorenzo eher den schüchternen und zurückhaltenden Typus. Beide Charaktere waren für mich sehr glaubhaft in ihren Gefühlen und Erleben dargestellt, das ich häufig mitfühlen konnte.

Die Vereinigung der beiden Erzählstränge gelingt der Autorin auf eine sehr schöne und emotionale Weise. Totenlied ist für mich kein Thriller, aber wer sich davon frei machen kann wie ich, kann eine wirklich wunderbare und fesselnde Geschichte erleben.

Mein Fazit: 
Ein fesselndes und berührendes Buch, das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte, und zu einem meiner persönlichen Lesehighlights in diesem Jahr wurde. Daher eine klare Leseempfehlung von meiner Seite aus!