Rezension

Rezension zu "Zusammen sind wir unendlich"

Zusammen sind wir unendlich
von Melissa Keil

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Beiden sind meiner Meinung nach sehr besondere Persönlichkeiten, da sie sich von der Masse abheben und ihre ganz eigene Sichtweise auf vielerlei Dinge haben. 

Ehrlich gesagt hatte ich mit solchen besonderen Persönlichkeiten, nachdem ich den Klappentext gelesen habe, gar nicht gerechnet, denn dieser lässt einen zwar mutmaßen, dass Sophia ein absolutes Mathegenie ist, allerdings denkt man im ersten Moment wohl eher daran, dass sie eine junge Frau ist, die noch etwas an ihrem Selbstbewusstsein feilen muss, als daran, dass ihr Alltag durch die Krankheit Autismus geprägt ist.

Tatsächlich finde ich es aber sogar gut, dass Sophia nicht einfach nur eine junge Frau mit Selbstzweifeln ist, sondern sich hinter ihrem Handeln eine Krankheit verbirgt, die dafür der ausschlaggebende Punkt ist. Denn obwohl Sophia mit einer Form des Autismus zu kämpfen hat, die es ihr erschwert sich in andere Menschen hineinzuversetzen und die Mimik und Gestik ihrer Mitmenschen zu deuten, meistert sie ihren Alltag erstaunlich gut, da sie sich schon ein dickes Fell zugelegt hat. Ich habe jedoch dadurch, dass "Zusammen sind wir unendlich" aus der Sicht von Sophia und Josh erzählt wurde, viele Einblicke unter dieses Fell, also in ihre Gefühlswelt, erhalten und habe dadurch gemerkt, wie viele Gedanken sich Sophia eigentlich macht und wie wenig sie davon dann letztendlich an die Außenwelt (abgesehen von ihrer Familie und ihrer besten Freundin) preis gibt. Gerade dieses "hinter die Fassade eines Autisten blicken" hat mir sehr gut gefallen, denn dadurch wurde mir wieder einmal bewusst, wie komplex diese Krankheit eigentlich ist und wie schwer es für Betroffene sein muss, damit gut umgehen zu können.

Sophia ist in meinen Augen eine ganz starke und tolle Persönlichkeit und ihr Charakter hat sich mir definitiv ins Gedächtnis gebrannt. Zudem fand ich es toll zu sehen, wie sie sich trotz ihrer Krankheit durch Josh verändert hat und ich habe mich sehr gefreut, diesen Werdegang miterleben zu dürfen.

"Können Sie sich vorstellen, dass ich mich früher nie verkehrt gefühlt habe, bis die Leute damit anfingen, mir einzureden, dass ich irgendwie wieder in Ordnung gebracht werden muss?" - S. 255

Josh (eigentlich Joshua) ist ein sehr ruhiger und in sich gezogener Mensch, der aber trotzdem oftmals das Bedürfnis hat, seinen Mitmenschen sein Gefühlsleben mitteilen zu müssen. Ich finde tatsächlich, dass es sogar noch schwieriger ist, die passenden Worte für Joshs Charakter zu finden, da er eine ziemlich gespaltene Persönlichkeit hat. 
Trotzdem fand ich es immer sehr angenehm die Geschichte aus seiner Perspektive zu verfolgen, da er einen tollen Humor hat und mich seine (ebenfalls wie Sophias) Gedankengänge sehr oft zum Nachdenken angeregt haben. Außerdem finde ich es super, dass er die Zauberkunst für sich entdeckt hat.

"Zusammen sind wir unendlich" war mein erstes Buch der Autorin Melissa Keil und aus diesem Grund ist es mir zu Beginn auch etwas schwer gefallen, gut in das Buch zu kommen. Das lag vor allem daran, dass sie einen sehr besonderen Schreibstil hat, der mir mit der Zeit aber immer besser gefallen hat und mich jetzt sogar dazu animiert, so bald wie möglich ein weiteres Buch von Melissa Keil zu lesen, da sie mit ihren Worten nicht nur an der Oberfläche kratzt sondern wirklich in die Tiefe geht.