Rezension

Richtig gut und richtig schlecht zur selben Zeit

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019 - C. L. Polk

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
von C. L. Polk

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Witchmark" ist gleichzeitig richtig gut und richtig schlecht. Klingt vielleicht seltsam, aber meiner Meinung nach lässt es sich genauso am besten zusammenfassen.

Warum ist das so?

Tatsächlich sind vor allem die vielen Ideen der Autorin wirklich toll, die Handlung ist spannend und bewegt sich irgendwo zwischen Steampunk, Anlehnungen an klassische Detektivgeschichten, ein bisschen Highfantasy, ein bisschen Gayromance. Die Voraussetzungen sind also gegeben. um ein Buch für mich, richtig toll zu machen.

Doch an vielen Stellen wirkt die Handlung überladen und das ganze Worldbuilding ist zum Teil sehr verwirrend. Man wird in eine Welt geworfen die für die Hauptfigur normal ist, soweit so realistisch. Aber das Problem ist, das vieles dadurch auf einmal erklärt wird und Begriffe in den Raum geworfen werden ohne sie richtig einzuführen. Es mag ja schön und gut sein, das alle Figuren wissen um was geht, aber wenn ich Lese und Seitenlang dann darüber grüble was das jetzt wieder sollte, statt der eigentlich Handlung zu folgen...  [:rolleyes:]

Außerdem bleibt die Autorin in ihren Beschreibungen zum Teil viel zu wage. Ich fand das diese ganze Steampunkwelt nicht ganz überzeugend beschrieben war. Ich hatte tatsächlich Schwierigkeiten mir das Ganze vorzustellen. Ich fand jedenfalls nicht, das es der Autorin gelungen ist, die Welt so zu beschreiben, das sie richtig lebendig wurde. Außerdem fand ich es nur schwer zu durchschauen, wie genau Hexen, Magier und nicht magisch Begabte ihre Macht verteilen. Wem ist wo, Magie erlaubt oder bekannt. Das fand ich sehr verworren.

An vielen Stellen möchte die Autorin meiner Meinung nach einfach zu viel auf einmal. Sie packt ihre Kapitel mit so vielen Ideen voll, das hätte für mehrere Romane gereicht. Statt sich auf ein oder zwei Konflikte zu konzentrieren und diese dann auszuarbeiten, tauchen ständig neue auf. Dadurch wirkt die Handlung doch recht gehetzt und es fehlt an Tiefe.

Vor allem die Beziehung zu Grace, der Schwester von Miles, fand ich unglaubwürdig. Es wurde für mich einfach nicht deutlich, das sie nicht so selbstsüchtig sein soll, wie es der Roman behauptet. Ich fand sie sehr unsympathisch. Da sich der zweite Band von Witchmark auf sie konzentrieren wird, habe ich ehrlich gesagt kein Interesse an Diesem. Ich interessiere mich einfach nicht genug für sie, um mehr von ihr lesen zu wollen.

Andererseits ist "Witchmark" eben auch richtig richtig gut, vor allem wenn sich die Autorin stärker auf Miles konzentriert. Seine Arbeit, seine Erlebnisse mit den Patienten. Die ganze Handlung ist stark an Erlebnisse von Soldaten im ersten Weltkrieg angelehnt und die Ideen die die Autorin damit verknüpft fand ich toll. Das Leid des Schlachtfeldes und die psychischen Folgen, die Tatsache das Miles als Psychiater weniger Wert beigemessen wird, als wenn er Chirurg geblieben wäre. Schade das Polk die interessanten Nebenfiguren aus Miles Arbeitsstelle nicht stärker mit einbezieht.

Auch die Figur des Tristan hätte ich gerne noch mehr beleuchtet gesehen. Ich fand ihn toll, aber ich fand das die Entwicklungen die mit ihm zusammenhingen, zum Teil etwas zu hastig erzählt wurden. Daher fand ich deren Resultat zwar passend, aber eben nicht wirklich nachvollziehbar.

Gleichzeitig waren die Ereignisse auch spannend miteinander verwoben. Dem Roman hätten eindeutig entweder mehr Seiten gut getan oder eine Trennung der Ereignisse auf mehr als einen Band. Gerade auch Miles Vater ist so schön ambivalent und Manipulativ, überhaupt dieses ganze System der Sturmsänger. Ich hätte es gelungener gefunden wenn die Autorin sich hier mehr Zeit gegeben hätte, ihre Welt zu entwickeln und ihre Leser*innen mit zu nehmen.

Ich versuche mir gerade zu überlegen, welche Bewertung meine Gefühle zum Roman am besten wiederspiegeln könnten. Denn ich finde trotzdem das eine höhere Bewertung gerechtfertigt ist. Ich weiß auch nicht, es gab eben diese Punkte die ich dann so gut fand, das ich sehr gerne weiter gelesen habe, obwohl mich anderes so gestört hat.

Ich mach das jetzt so:

3.75 Punkte^^