Rezension

Rick Yancey braucht leider immer etwas, bis er zur Höchstform aufläuft

Das unendliche Meer - Rick Yancey

Das unendliche Meer
von Rick Yancey

Bewertet mit 3 Sternen

"Das unendliche Meer" setzt genau da ein, wo "Die fünfte Welle" geendet hat. Ganz ohne Vorbereitung wird man ins kalte Wasser geworfen, ein schockierender Prolog lässt einem die Haare zu Berge stehen. Rick Yancey zeigt einmal mehr, dass er mit seinen Protagonisten und den Lesern nicht gerade zimperlich umgeht.
Doch nach dem Prolog flacht der Spannungsbogen leider stark ab.

Schon im ersten Band brauchte ich Geduld, bis mich die Geschichte so richtig packte, hier dauerte es sogar noch länger. Ich tat mich schwer damit , welcher Protagonist gerade begleitet wurde, denn alle liess Rick Yancey aus der ich-Perspektive erzählen.
Für Cassie, Ringer, Sam, Teacup, ... und auch Evan geht es wirklich ums nackte Überleben und wir werden Zeuge, wie sie mit der ganzen Situation und untereinander umgehen. Die ersten zwei Drittel des Buches zogen sich für mich und verlangten mir eine hohen Konzentration ab.

Cassie hat uns schon zu genüge bewiesen, dass sie eine starke Protagonistin ist. Sie ist zäh und gibt die Hoffnung nicht auf, dass Evan noch lebt und zu ihr zurückkehren wird. Schliesslich hat er es ihr ja versprochen ....
Neben Cassie bekommt Ringer eine tragende Rolle. Im ersten Teil war sie eher eine Randerscheinung und konnte bei mir nicht wirklich Sympathiepunkte holen. Nun rückt sie jedoch ins Zentrum, denn sie will nicht mehr ausharren, sondern macht sich auf, um ein besseres Versteck zu finden.

Mir hat es sehr gut gefallen, die vielen unterschiedlichen Charaktere besser kennenzulernen. Wir blicken recht häufig zurück und erkennen, warum jemand so geworden ist, wir wir ihn kennengelernt haben.
Im letzten Drittel wird es dann richtig spannend und der Autor überascht mit einigen unvorhergesehenen Wendungen. So hätte ich mir das ganze Buch gewünscht!

Anscheinend braucht Rick Yancey immer eine relativ lange Zeit, bis er auf Hochtouren kommt. Die ersten zwei Drittel waren für mich leider zu zäh. Es wurde immer mal wieder um den heissen Brei herumgeredet und man bekam nur vage Antworten. Das Hüpfen zwischen den unteschiedlichen ich-Perspektiven hat mir den Einstieg in die Geschichte zusätzlich erschwert.

Der Schreibstil von Rick Yancey hat mir wirklich gut gefallen und ich finde, dass er sehr gut zur Story passt. Obwohl er sehr nüchtern erzählt, schafft er es, die Emotionen und Gedanken der Protagonisten gut zu transportieren. Doch dann kommen auch wieder derart verschachtelte Sätze daher, dass man sie mit hoher Konzentration 'entwirren' muss.

Fazit:
"Das unendliche Meer" ist ganz bestimmt kein Buch, das man mal eben schnell liest. Rick Yancey schreibt anspruchsvoll und verlangt einem durch seine unterschiedlichen ich-Perspektiven einiges an Konzentration und Geduld ab.
Leider kommt er dieses Mal erst auf den letzten 100 Seiten auf Hochtouren. Da beweist er aber, wie brilliant er sein kann.