Rezension

Roadtrip ins Familienchaos

Der Hund des Nordens -

Der Hund des Nordens
von Elizabeth McKenzie

Bewertet mit 3 Sternen

 "Der Hund des Nordens" von Elizabeth McKenzie klingt erst einmal vage nach Weite und Sternenhimmel. Bei dem Hund des Nordens handelt es sich allerdings nicht um ein Sternbild, sondern um den Van des Steuerberaters von Penny Rushs exzentrischer Großmutter. Penny, die gerade ihren Job gekündigt hat, nahezu pleite und deren Ehe vor dem Aus steht, hat eigentlich genug mit sich selbst zu tun.  

Statt dessen ist sie Reisende in Sachen lieber Verwandtschaft: Die Großmutter, noch nie ganz einfach, muss befriedet werden, nachdem sie mit einer Waffe gedroht haben soll. Der Großvater, ein ausgesprochen netter Mann, hat eine zweite Ehefrau, die ihn ins Altersheim abschieben will. Und dann hat Penny auch noch Angst, ihr biologischer Vater könne sie mit einer seiner gefürchteten Kurzbesuche überraschen.

Dass Penny dann auch noch als Florence Nightingale in einer medizinischen Krise des Steuerberaters einspringen muss, war jedenfalls nicht vorgesehen. So kommt sie an den Van, dank dessen sie sich Übernachtungskosten sparen kann, Und schließt die Bekanntschaft mit Dale, dem wesentlich jüngeren Bruder des Steuerberaters, der als Strafverteidiger in San Francisco arbeitet. Eigentlich praktisch, denn als auf dem Grundstück der Großmutter menschliche Knochen gefunden werden, ist juristischer Beistand nötig.

McKenzie nimmt die Leser*innen mit auf einen Roadtrip zu Pennys exzentrischer Verwandtschaft und auf eine Reise nach Australien, wo Mutter und Stiefvater vor Jahren spurlos verschwanden. Eigentlich hat das Buch Potential, doch beim Lesen fehlte mir etwas. Es schien, als sei sich die Autorin nicht klar darüber, ob das nun ein unterhaltsam-verrückter Roadtrip werden sollte oder das Psychogram einer Mittdreißigerin, die aufgrund ihrer steten Verunsicherung, was Beziehungen zu anderen Menschen angeht und mit schwach ausgeprägtem Selbstbewusstsein irgendwie 20 Jahre jünger wirkt.Mehrfach enden Erzählstränge aprupt, was dem Roman etwas Unvollendetes gibt. "Der Hund des Nordens" hat charmante Momente, konnte mich aber nicht wirklich überzeugen.