Rezension

Roadtrip mit Opa

Minigolf Paradiso - Alexandra Tobor

Minigolf Paradiso
von Alexandra Tobor

Bewertet mit 4 Sternen

In Alexandra Tobors "Minigolf Paradiso" befindet sich der Leser in den (wilden?) 90ern.
Die polnischstämmige 16-jährige Malina lebt zwischen zwei Welten. Als sie ein Kind war, sind ihre Eltern mit ihr nach Deutschland gekommen. Die Mutter fühlt sich ganz als Deutsche und möchte die polnische Vergangenheit am Liebsten hinter sich lassen. Deshalb wiegelt sie jedes Gespräch, das Malina in diese Richtung anfangen will, ab. Malina leidet darunter, nichts über ihre ursprüngliche Heimat erfahren zu können. Und vielleicht liegt es auch an dieser "Wurzellosigkeit", dass sie sich mit ihrem ganzen Leben nicht wohlfühlt. In der Schule ist sie eher eine Außenseiterin, ihr einziger Freund ist der tote Punk Titus, den sie regelmäßig auf dem Friedhof "besucht".

Dann stehen die Sommerferien vor der Tür und Malina freut sich auf die Zeit der "sturmfreien Bude". Es ist reiner Zufall, dass sie auf einer alten Videokassette die Aufzeichnung einer Talkshow mit ihrem Opa findet. Klingt ja an sich nicht so außergewöhnlich, wenn Alois Dudek nicht angeblich vor vielen Jahren in einem Weiher in Polen ertrunken wäre. Was nun? Malina begibt sich auf die Suche nach ihm und aus den ereignislosen Ferien wird ein unterhaltsamer Roadtrip nach Polen, der für Malina zum Wiederfinden ihrer Wurzeln und vor allem ihrer Familie führt.

Das Buch ist wie eine Zeitreise in die 90er Jahre! Ist man selbst in dieser Zeit aufgewachsen, erkennt man viele Dinge wieder - denke man zum Beispiel an die Kelly Family, die bunten Glasschnuller oder auch die Baby-G Uhren. Die Autorin hat dazu eine aufwendige Seite zum "betreuten Lesen" erstellt, auf der man herrlich in dieser Zeit schwelgen kann. Dafür ein besonders großes Lob!

Die Stärke des Buches liegt in seinem dritten Teil. Sympathisch ist einem Malina von Anfang an, Alois mir persönlich nicht so, da er ein Kleinkrimineller ist. Gut gefallen haben mir dann aber die Erklärungen der Oma, da wird einem so einiges deutlich. Während das Buch im ersten und zweiten Teil aber eher "so vor sich hinplätschert", will sagen, dass nicht so viele Dinge passieren, nimmt es im dritten Teil nochmal richtig an Fahrt auf, der Leser wird wachgerüttelt, fiebert mit und will unbedingt wissen, was denn dann als nächstes passiert. Ich vergebe insgesamt 4 Sterne.

Fazit: Ein unterhaltsamer Roadtrip um eine Jugendliche auf der Suche nach ihrer Identität und ihren Wurzeln, angenehm und flüssig zu lesen und mit großem Unterhaltungswert bezüglich der 90er Jahre.