Rezension

Roadtrip von Österreich nach Italien

Ans Meer
von René Freund

Bewertet mit 5 Sternen

★★★★★

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Schulbus fahren ist sicher nicht der wichtigste Job der Welt, aber Anton macht ihn und zwar sehr gut und mit ganzem Herzen. Ein klein wenig erzieht er dabei seine Fahrgäste und für seine gute Laune sorgen Bockwürste und Butterbrezeln. Anton ist so gutherzig, dass er seiner Mutter noch immer nicht deutlich klargemacht hat, dass ihre Beziehung zu eng und er erwachsen ist, und so unsicher, dass es ihm schwer fällt, seiner Nachbarin Doris ganz klar zu sagen, wie viel enger ihre Beziehung werden soll. Der hustende Mann auf ihrem Balkon ist für Anton dann endgültig zu viel. So kommt es, dass er sich nur halbherzig wehrt, als die sterbenskranke Carla jetzt und auf der Stelle mit ihm und dem Bus nach Italien fahren will. Noch einmal ihre Heimat und das Meer sehen, mehr verlangt Carla doch gar nicht! Also entscheidet Anton: wer mitfahren will, bleibt sitzen, alle anderen steigen aus! Und los geht die Fahrt!

 

So humorvoll diese Geschichte zwischendurch erzählt wird, so tiefgründig und ergreifend ist sie aber auch. Mit österreichischem Charme verpackt sagt René Freund dem Leser immer wieder, wie unsinnig verkompliziert wir uns das Leben ständig machen und wie schön und einfach es sein könnte, ließen wir es nur zu. Zusammenrücken, gemeinsam etwas anpacken, miteinander kommunizieren, ehrlich sein (auch wenn es nicht immer bequem ist), das sind die ersten Schritte ins Glück. Niemand sagt, dass der Weg einfach sein wird, aber ohne den ersten Schritt zu machen, kommt man nirgendwo an.

 

Die Figuren, über die Freund schreibt, sind so wunderbar skurril und doch „von nebenan“, dass man sie fast zu kennen glaubt. Unterschiedlicher könnten sie kaum sein und doch haben sie so viele Gemeinsamkeiten. Sogar die demente Frau Prenosil findet in der Gruppe ihren wichtigen Platz und der pubertierende Ferdinand muss ganz schön aufpassen, dass ihn seine kleine Schwester Helene nicht mit ihrem Mut überflügelt. Die bunte, auf den ersten Blick gar nicht zusammenpassende Truppe, erlebt auf ihrer Reise so viel mehr, als man denken möchte.

 

Die leise Sprache dieses kleinen, aber doch so großartigen Buches, geht ganz tief ins Herz, bewegt, berührt, regt zum Nachdenken an und macht unbeschreiblich glücklich. Ich wäre so gern mitgefahren und Teil dieser Truppe geworden. Und Anton Schwenk hätte ich gern gesagt: Schulbusfahrer kann der wichtigste Job der Welt sein!

 

Ein kleines Juwel in der großen Welt der Bücher – von mir bekommt es fünf Sterne!

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