Rezension

Römer im Schatten der Geschichte – Robert Knapp

Römer im Schatten der Geschichte - Robert Knapp

Römer im Schatten der Geschichte
von Robert Knapp

Bewertet mit 5 Sternen

Römische Geschichte wurde von Vertretern der Oberschicht geschrieben.
Deshalb kamen die „kleinen Leute“ kaum vor. Ob Cicero oder Tacitus, vieles was wir heute zu wissen glauben, haben Historiker hier übernommen.

Robert Knapp, emeritierter Professor für alte Geschichte in Berkeley, nimmt sich in seinem neuen Buch genau jener 99,5 % der römischen Bevölkerung an, die in der Historiographie zu kurz kommen.

Dabei beleuchtet er nicht nur die Sozialgeschichte Roms, sondern auch ganz besonders die der Provinzen. Vielfach war der römische Charakter gerade in der Peripherie des Reiches stark ausgeprägt.
Zu dem, was wir heute Mittelschicht nennen, gehörten wohl etwa 25 % der Bevölkerung, die Diskrepanz zwischen unterschiedlichen Einkommenshöhen war aber beträchtlich. Trotzdem kann man von einer starken Mentalitätskonvergenz ausgehen. Vor diesem Horizont entfaltet der Autor sein Panorama des Bevölkerungsquerschnitts.
Aber auch die Ränder der Gesellschaft, wie beispielsweise Gladiatoren, Banditen und Prostituierte, finden hinlänglich Erwähnung, um das Bild abzurunden.

Knapp lässt die Quellen ausführlich sprechen und bereitet sie für den Leser interpretierend auf. Ihm gelingt eine sehr differenzierende Darstellung der römischen Lebenswelt auf hohem akademischen Niveau, immer auf der Höhe der Wissenschaft – ohne an Verständlichkeit zu verlieren.

Ein Sittengemälde des römischen Normalbürgers, der das Imperium Romanum wie Atlas auf seinen Schultern trug.