Rezension

Roman-Highlight 2017

Karolinas Töchter
von Ronald H. Balson

Stell Dich dem Leben, auch wenn schon über 70 Jahre vergangen sind ...

Kurz zur Geschichte
(lt. Verlagsseite)
Aus Verzweiflung gab sie einst ein Versprechen. Nun ist es an der Zeit, es zu erfüllen.

Chicago, 2013: Die hochbetagte Lena macht sich auf die Suche nach den Töchtern ihrer Freundin, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden sein sollen. Doch warum beginnt sie ihre Suche erst jetzt? Was für ein Geheimnis verbirgt sie? 

Polen, 1939: Lenas Vater kämpft gegen die deutschen Besatzer – bis er mit der ganzen Familie verhaftet wird. Nur die Tochter Lena bleibt zurück, gemeinsam mit ihrer Freundin Karolina kämpft sie fortan im Ghetto ums Überleben. Doch während Lena sich dem Widerstand anschließt, verliebt sich Karolina – in einen Deutschen. 

Meine Meinung
Ein Buch, das ich nach gut 20 Seiten schon nicht mehr aus der Hand legen konnte und somit zu einem meiner Roman-Highlights des Jahres zählt. 
Eine Geschichte so einfühlsam, tiefgehend, berührend, schockierend und gleichzeitig mit extrem viel Gefühl ausgestattet, habe ich lange nicht gelesen. Als Leserin nimmt man direkt am Leben von Lena und Karolina teil, man wähnt sich neben ihnen im Krieg und möchte ihnen zurufen, bitte haltet durch, es werden auch wieder bessere Zeiten kommen, auch wenn es noch einige Jahre dauern wird. Sehr mitgenommen haben mich die Abschnitte als Karolina in den Wirren des Krieges Zwillinge zur Welt bringt. Die beiden Mädchen, Leah und Rachel werden in eine Zeit geboren, in denen sie kein normales Leben erwarten wird. Ich habe richtig mit gelitten, mich mit gefreut, aber auch eine große Traurigkeit gespürt. Dieser Roman basiert auf historischen Fakten und Ronald H. Balson hat mich mit der Geschichte drumherum extrem beeindruckt. Ein wundervoller Schreibstil, die lebendigen und oftmals grausamen Beschreibungen in der Zeit des Holocaust lassen einem den Atem stocken und man denkt, wie grausam können Menschen sein. Wie kalt, wie gefühllos und berechnend. Schrecklich, aber sehr gut umgesetzt vom Autor. 
Mit Lena Woodward hat der Autor eine Frau erschaffen, die durch die Kriegswirren in Polen erst ihre ganze Familie verliert, die eine Arbeit als Näherin annimmt um überhaupt zu überleben und die dann auch noch das KZ-Lager in Groß-Rosen bzw. Auschwitz ertragen muss. Kurz vor´m weinen war ich, als Lena, Karolina und die Baby´s auf dem Weg zum Lager waren und sie merkten, das ihnen die Kinder dort weggenommen werden. Doch Karolina will selbst entscheiden was mit ihren Baby´s passiert, das sie überleben und sie entscheidet sich zu einem Entschluss, der die ganze Geschichte des Buches beeinflussen wird. Lena erweist sich gegenüber ihrer Freundin Karolina als größte Stütze, doch diese kann irgendwann nicht mehr, versucht aus dem Lager zu fliehen und wird von Wachmännern erschossen. Nun ist Lena ganz allein auf der Welt und versucht sich immer wieder Mut zu machen, das es doch irgendwann einmal wieder besser werden muss. Dieses unerträgliche Nicht-Wissen, wann der Krieg endet, wann wieder die Sonne scheinen wird, wann man wieder frei und ohne Zwang leben kann, diese Gedanken sind über die ganze Geschichte zu spüren und lassen Lena doch noch an Frieden und Sicherheit glauben. 
Der Aufbau der Story hat mir sehr gut gefallen, nämlich das Lena als 89 jährige zu Catherine Lockhardt kommt, die als Anwältin arbeitet und ihr die ganze Lebensgeschichte aus dem Krieg erzählt, in der Hoffnung das Catherine´s Mann, Liam, als Privatdetektive die Zwillinge von Karolina findet und das nach über 70 Jahren. Wird es gelingen, die Töchter von Karolina zu finden?   

Fazit
Eine sehr traurige Geschichte, die mich tief bewegt und berührt hat. Lena als starke Frau, die sich ihrem Leben stellt, wenn auch erst 70 Jahre später.
Eines meiner Buch-Highlights des Jahres 2017 und ich kann es jedem nur empfehlen, der gerne Geschichten mit historisch wahren Fakten aus dieser Zeit liest.