Rezension

Roman mit authentischen Charakteren über Verlust, Trauer, Neid und Besessenheit, der lebendig und empathisch geschrieben ist

Der Klang des Herzens - Jojo Moyes

Der Klang des Herzens
von Jojo Moyes

Bewertet mit 4.5 Sternen

Laura und Matt McCarthy haben sich in den letzten Jahren um den bettlägrigen Samuel Pottisworth gekümmert. Insbesondere Laura litt unter den Erniedrigungen des alten Mannes, der sich zum eigenen Vergnügen gebrechlicher machte, als er war. Die McCarthys hofften, durch ihre aufopferungswürdige Hingabe am Ende die Erben des benachbarten Anwesens mit dem Spanischen Haus zu sein. 
Als Mister Pottisworth stirbt, erbt überraschend die einzige verbliebene Angehörige, Isabel Delancey, das Haus in Norfolk. Sie hat vor Kurzem ihrem Mann durch einen Unfall verloren, der sie und die Kinder mit einem Schuldenberg in London zurückließ. Da die Konzertgeigerin es nicht über ihr Herz bringt ihr geliebtes Instrument zu verkaufen, sieht sie sich gezwungen, mit ihren Kindern aufs Land zu ziehen - ohne zu wissen, was sie in dem Spanischen Haus erwarten wird. 

Die Geschichte handelt von einer Reihe von Charakteren, die mit dem Spanischen Haus verbunden sind. Die Perspektiven wechseln dabei häufig, was allerdings nicht verwirrend ist, sondern die unterschiedliche Motivlage und Gefühle für das Haus und die Bewohner jedes einzelnen darlegt. Dabei gibt es Personen, die dem Leser ans Herz wachsen und Personen, denen man ablehnend gegenüber steht, aber letztlich sind diese so vielschichtig gestaltet, dass man sie nicht pauschal in Gut und Böse einteilen kann. Selbst für die offenbar gierigen Erben kann man Verständnis aufbringen. 

Das Buch ist - wie von Jojo Moyes gewohnt - sehr lebendig und empathisch geschrieben. Die Geschichte ist trotz ihrer Vorhersehbarkeit unterhaltsam, auch wenn die Beschreibungen der Renovierung des Hauses kürzer gefasst hätten sein können. 

Es ist ein Roman über Verlust, Trauer, Neid und Besessenheit. Während zu Beginn der Kampf um das renovierungsbedürftige Haus im Vordergrund steht, entwickelt sich der Roman um die authentisch gestalteten Charaktere weiter hin zu einem Familiendrama mit romantischen Anteilen. Dabei macht Isabel die größten Fortschritte und entwickelt sich von einer unselbstständigen, naiven Frau, die in ihrer eigenen (Musik-)welt lebt zu einer Frau, die sich die Hände schmutzig machen kann und gewinnt an Selbstvertrauen. Besonders schön ist auch zu lesen, wie sich die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Isabels verstummten Sohn Thierry und dem etwas geheimnisvollen Bauhelfer Byron entwickelt und damit auch das Herz von Isabel öffnet. 

"Der Klag des Herzens" ist kein neuer Roman der Bestsellerautorin, sondern bereits mit dem gleichen Titel 2010 im Goldmann-Verlag erschienen und wurde nun überarbeitet neu bei Rowohlt aufgelegt.