Rezension

Roman mit interessantem Thema, der mir gut gefallen hat

Harpyienblut - Daniela Ohms

Harpyienblut
von Daniela Ohms

Bewertet mit 4 Sternen

Lucie ist anders, sie hat Flügel, Fähigkeiten, die normale Menschen nicht haben und sie ist aus einem Ei geschlüpft. Ihre richtige Mutter kennt sie nicht, sie wuchs bei einer Pflegemutter auf und deshalb weiß sie auch nichts über ihre Herkunft. Lucies Leben ist nicht einfach, es ist auf einem Lügengebilde aufgebaut, denn niemand darf z. B. erfahren, dass sie Flügel hat. Dieses Versteckspiel wird immer schwieriger, vor allem, als Lucie auf einmal anfängt sich zu verwandeln, unsichtbar wird und einer Bestimmung folgen muss, die ihr überhaupt nicht behagt. Gut, dass sie Freunde hat, die ihr zu Seite stehen, aber es gibt auch Wesen, die gefährlich für sie sind und bald wird sie von diesen gejagt.

Wie Lucie mit ihrer Bestimmung umgeht und ob es ihr gelingt, trotzdem ihre Individualität zu wahren, davon erzählt mal spannend, mal bedrückend, dieses Buch. Ich finde die Geschichte rund um Lucie sehr originell und beeindruckend erzählt. Die Thematik rund um Harpyien ist erfrischend neu, einmal etwas anderes. Da Harpyien in der Mythologie eng mit dem Tod verbunden sind, ist dieser auch hier ein Hauptthema. Dadurch gibt es ein paar sehr traurige Momente. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, hier passte es aber und bot Anlass zum Nachdenken.

Schon das Cover ist anders und passt hervorragend zur Geschichte. Das aus dem Ei kommende Kinderhändchen macht neugierig – und genau dieses Kind lernt man dann in der Geschichte kennen. Lucie ist ein sehr interessanter Charakter, musste immer einen Teil ihrer selbst verstecken. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Nöte dieses Mädchens darzustellen.

Auch die anderen Hauptcharaktere sind interessant, jeder hat seine eigene Hintergrundgeschichte und jeder hat sein Päckchen zu tragen. Mir haben vor allem die beiden Männer und ganz besonders Jean gefallen, der Lucie sehr ähnlich ist, aber schon viel mehr über seine Herkunft weiß.

Daniela Ohms hat viel Mythologie und Legenden in ihre Geschichte einfließen lassen. Das gefällt mir gut. Besonders positiv fiel mir auf, dass die Autorin für alles eine Erklärung parat hat. Da gibt es keine besonderen Fähigkeiten, die einfach so da waren, nein, alles ergab sich aus dem z. B. mythologischen Hintergrund, so dass alles logisch und durchdacht wirkt. Allerdings hat Daniela Ohms gegen Ende zu viele romantische Vorstellungen einfließen lassen. Vielen mag das gefallen, mir war das eindeutig zu viel und die Geschichte wurde mir zu kitschig, was wirklich schade war, weil ich bis dahin absolut begeistert war.

Insgesamt ein schönes Buch mit einem interessanten Thema und einer fast perfekten Ausführung, das ich sehr gerne weiterempfehle.