Rezension

ROSEN UND DER DUFT NACH MYRRHE

Die Akte Rosenrot - Astrid Korten

Die Akte Rosenrot
von Astrid Korten

Bewertet mit 5 Sternen

Als erstes fiel mir das schöne Cover ins Auge. Eine rote Rose, im Aufblühen begriffen, liegt auf gesplittertem Eis. Gemeinsam mit dem blaugrünen Hintergrund vermittelt es für mich schon, dass der Inhalt nicht märchenhaft sein wird. Mit Rosenrot assoziierte ich zunächst etwas Anderes. Nach meiner Einschätzung sind Cover und Titel hervorragend gewählt, passen gut zusammen.

„Die Akte Rosenrot“ ist der Auftakt zu einer Serie um den Ermittler Ibsen Bach. Was erwartet den Leser nun im ersten Band?

Ibsen Bach, ein ehemals exzellenter und außerordentlich geschätzter Profiler, soll nach über fünf Jahren wieder ermitteln. Er überlebte einen schweren Autounfall, bei dem er seine Frau Lara verlor. Seine Karriere war abrupt beendet. Mit seinem ehemaligen Partner Andreas Neumann wird er nun nach Moskau zur OMON gerufen. Das ist eine Sonderkommission der russischen Kripo. Sie bitten das Berliner BKA um Amtshilfe. Scheußliche Verbrechen sind geschehen, die mit den Berliner Untaten in enger Verbindung zu stehen scheinen. Zur gleichen Zeit recherchiert die junge Russin und investigative Bloggerin Leonela Sorokin im Fall eines vor längerer Zeit verschwundenen Journalisten. Sie tritt bei ihren Untersuchungen einigen Leuten mächtig auf die Füße und gerät in Lebensgefahr. Beide Fälle haben den gleichen, mysteriösen, dämonischen Hintergrund...

Für mich ist dieser Thriller die zweite, sehr angenehme Leseerfahrung, die ich mit der Autorin Astrid Korten erleben durfte. Ich habe im Juni 18 „Gleis der Vergeltung“ gelesen, ein Buch mit einer anderen brisanten Thematik, aber ebenso brillant und unglaublich fesselnd geschrieben.

Es beginnt bereits im Prolog, in dem ich mehrfach mit dem Wort Rosenrot konfrontiert wurde, äußerst spannend. Man ist gut beraten, die Aktionen im Hochsommer 1988 im Hinterkopf zu behalten, obwohl zunächst alles etwas verwirrend erscheint.
Die vielfältigen Schauplätze in Berlin und Moskau sind außerordentlich aktionsreich gestaltet, so dass ich höllisch aufpassen musste, um nichts zu überlesen. Ich hatte eine große Menge an Eindrücken und Informationen zu verarbeiten. Dabei blieb der Spannungsbogen ständig erhalten. Die 88 kurzen und knackigen Kapitel enden nicht selten in einem Cliffhanger. Die Seiten über Ibsen Bach (was für ein wundervoller Vorname!) sind aus der Ich-Perspektive beschrieben. Seine Gedanken kann man in kursiver Schriftart verfolgen. Kursiv gesetzter Text wird auch sonst oft als Stilmittel verwendet, so auch bei Leonela Sorokin, die häufig gedankliche Zwiesprache mit ihrem dominanten Vater hält. Ansonsten wird der auktoriale Schreibstil bevorzugt.
Die Charaktere sind ausnahmslos gut gezeichnet, wobei Ibsen mein absoluter Favorit ist. Bis zum Ende dieser großartigen Geschichte fieberte ich mit, ob es ihm gelingt, sich in den Irrungen seiner Vergangenheit wiederzufinden und die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Mir gefiel es auch sehr, wie es Astrid Korten gelingt, Stimmungen zu transportieren, wie sie es im exzellenten Stil versteht, Inspirationen zu erzeugen. Ich nenne an dieser Stelle nur zwei Begriffe: Myrrhe und Rose. Die sind ungeheuer wichtig!

„Die Akte Rosenrot“ beschreibt ein sehr brisantes Thema, eine Problematik mit realistischem Hintergrund, was mir im Nachwort sehr deutlich wurde.
Diese Geschichte ist eine äußerst gekonnt in Szene gesetzte Mischung aus politischem und psychologischen Thriller, gut recherchiert und logisch bis zum vorläufigen Ende.
Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung und möchte erneut dabei sein, wenn Ibsen die Schleier seines dunklen Geheimnisses endgültig beseitigen kann.

Ich vergebe meine bedingungslose Lese-/Kaufempfehlung mit fünf von fünf strahlenden Sternen!