Rezension

Roter Faden bleibt aus

Für damals, für immer - Leesa Cross-Smith

Für damals, für immer
von Leesa Cross-Smith

Bewertet mit 3 Sternen

Klappentext führt in die Irre!

Inhalt:

Evangelines Leben war perfekt: Sie war glücklich verheiratet und erwartete ihr erstes Kind. Aber dann kommt ihr Ehemann Eamon kurz vor der Geburt ihres Sohnes auf tragische Weise ums Leben. In einem Sekundenbruchteil verwandelt sich ihr gesamtes Glück in einen Scherbenhaufen. In dieser schweren Zeit ist Eamons bester Freund Dalton ihr rettender Engel. Doch je besser Evangeline mit der Zeit die Trauer verarbeitet, umso weniger kann sie die Gefühle unterdrücken, die sie inzwischen für Dalton entwickelt. Aber können Evangeline und Dalton glücklich werden, ohne Eamon zu verraten?

Meine Meinung:

Ich werde meine Rezension in diesem Fall in zwei verschiedene Gewichtspunkte aufteilen, da ich meinen Leseeindruck in diesem Fall nicht schildern kann, ohne etwas ins Detail zu gehen.

Sprachlich:

Kommen wir zunächst zu einer der wenigen Stärken an diesem Buch. Der Schreibstil von Cross-Smith hat seine qualitativen Seiten, denn da das Buch in drei verschiedene Sichtweisen unterteilt ist (Eamon, Dalton und Evangeline), musste sich Smith der Herausforderung stellen und sich in drei verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Gedankensträngen hineinversetzen. Dies ist ihr gut gelungen, denn man nahm als Leser ganz deutlich die verschiedenen Erzähltypen war und konnte sie auch dem jeweiligen Charakter zuordnen.

Jedoch war vor allen Dingen Evangelines Anteil sehr gewöhnungsbedürftig; der Charakter, mit dem man am meisten sympathisieren sollte, war leider gar nicht zu fassen. Trotz ihrer Trauer und ihren Gefühlsausbrüchen wirkt Evangeline stellenweise emotionslos und unsympathisch. Während Daltons und Eamons Anteile gerade so vor Liebe sprühen, sei es die brüderliche, die sie zueinander empfinden oder ihre Emotionen gegenüber Evangeline, wirkt sie immer passiv und unnahbar. Auch die Dialoge zwischen ihr und Dalton wirken unnatürlich und haben mir so manches Stirnrunzeln entlockt. Ein kleines Beispiel (kein großer Spoiler): Nicht lange nach Eamons Tod, Dalton und sie sitzen auf der Couch und schauen sich gemeinsam etwas an, da fragt sie ihn aus dem Nichts heraus, ob er sich Pornos anschauen würde und wenn ja welche. Eine frisch verwitwete Frau fragt ihren „Schwager“, ob er Pornos schaut? Das fand ich schier geschmacklos und auch einfach unglaubwürdig. Eine frischen Witwe spricht man einen gewissen Anteil an „Wahnsinn“ zu, diese Stelle jedoch hat mich leider wirklich mit Unverständnis zurückgelassen. Die Thematiken, die die beiden in der Zeit nach Eamons Tod behandeln, sind ebenfalls nicht glaubwürdig. Evangelines Hauptfokus liegt auf ungerechtfertigter Eifersucht und so drehen sich die Dialoge immer wieder um dasselbe belanglose Thema, wobei man doch eigentlich erwartet, dass sie über ihre gegenseitigen Gefühle und der mit einhergehenden Problematik sprechen. Sie kommen nie zu einem Ergebnis, sobald man über einen vergangenen Kuss spricht, geht man eine rauchen, wechselt den Raum oder eine neue Erzählperspektive setzt ein.

Generell sind die Dialoge zwischen Dalton und Evangeline nach Eamons Tod nicht als solche zu bezeichnen, die man gemeinsam trauernden Menschen zuordnen würde.

Die Handlung:

Die Handlung ist von sehr vielen Zeitsprüngen und Perspektivwechseln geprägt. Sie beginnt mit einem Ereignis aus der Zeit nach Eamons Tod, einem Moment, in dem sich Evangeline und Dalton näherkommen und springt dann in die Vergangenheit, mit Beginn der Liebesgeschichte von Eamon und Evangeline, um zwischendrin aber immer wieder in die Gegenwart und in andere Teile der Vergangenheit zu springen. So kompliziert wie es sich hier anhört hat es sich leider auch im Leseverlauf angefühlt. Es kam einfach kein roter Faden zustande, denn anstatt die Geschichte nach dem Ereignis auf der Gegenwart chronologisch von Anfang an zu erzählen, mit der Intention, dass der Leser die Gefühlsentwicklung mitverfolgen und zuletzt die Annäherung Daltons und Evangelines verstehen kann, wird der Handlungsverlauf mehr und mehr zu einem Wirrwarr aus Perspektive und Zeit. Dazu kommt, dass der Teil, der die Annäherung Daltons und Evangelines beeinhaltet, fast restlos ausbleibt. Stattdessen bekommt der Leser eine Menge Randhandlung aufgetischt, die nur wenig Einfluss auf die Handlung hat. Dazu gehören zum Beispiel zwei Frauen aus Daltons leben, mit denen er über eine längere Zeit eine körperliche Beziehung pflegt, die eigentlich ins Nichts führen. Diese Kapitel habe ich nur sehr ungerne gelesen, denn sie wiederholten sich immer wieder und gaben keine Charakterentwicklung oder sonstiges wertvolles preis. So wartete ich von Leseabschnitt zu Leseabschnitt auf das, was der Klappentext versprach, aber die Annäherung der beiden wurde in nur wenigen Seiten abgetan und ballte dann zusätzlich so viel Kitsch auf einmal, dass es einfach nicht ernst zu nehmen war.

Zusammenfassung:

Wer nach dem sucht, was der Klappentext verspricht, nämlich nach einer emotionalen Geschichte, die aus dem echten Leben gegriffen scheint und dem Leser vielleicht einige Denkanstöße mitgibt, der wird hier leider enttäuscht. Die eigentliche Thematik geht leider durch Randhandlungen und Eifersuchtsdrama unter.