Rezension

Rückblende in die Jugend des Elfenprinzen und des Max Griffin

Amulett #5 -

Amulett #5
von Kazu Kibuishi

Bewertet mit 5 Sternen

Der fünfte Band der im englischen Original auf 9 Bände angelegten Serie führt zurück in die Vergangenheit von Max Griffin, den Emily im vorigen Band noch schwer einschätzen konnte, und die des Elfenprinzen Trellis. Max wurde von seinem übermächtigen Vater Janus praktisch in die vorgezeichnete Laufbahn im Wächterrat gezwungen, zugleich musste er die Ablehnung der Elfenherkunft seiner Kindheits-Freundin Layra durch den Vater ertragen. Als Rache für die folgenden Ereignisse hat Max mit dem Elfenkönig paktiert, der die Stadt Cielis und ihre Bewohner vernichten will. 50 Jahre später treffen wir Max, der aus seinem Todesschlaf im Eis wiedererwacht ist, inzwischen offenbar gelernt hat, seinen Stein zu beherrschen, und dem Elfenvolk gegenüber noch immer treu ergeben wirkt. Max Lebensverlängerung durch den Kälteschlaf und seine Fähigkeit, als Steinträger im Traumreich Nimmer in die Erinnerungen anderer Steinhüter zu treten, geben Lesern der Reihe aufschlussreichen Einblick in die Ereignisse vor 50 Jahren. Max muss als Kind noch Emilys Großvater Silas gekannt haben und er war mit dem heute graubärtigen Vigo Light im selben Jahrgang an der Akademie der Steinhüter. Silas hatte offenbar geplant, im Nimmer seine Vergangenheit zu ändern und damit junge Steinhüter in Gefahr gebracht. Auch Trellis, der jüngere Sohn des Elfenkönigs, will die Vergangenheit beeinflussen, um die wenig ruhmreichen Taten der Elfen zu beenden. Sein älterer Bruder Luger warnt ihn davor, sich mit schwarzer Magie einzulassen. Weiteres Wissen aus der Welt der Steinhüter vertieft, warum Könige eine gesichtslose Maske tragen, welchen Einfluss „die Stimme“ ausübt und welche Kräfte ein Stein seinem Träger verleiht.

Im Grund müssen alle jugendlichen Figuren der Serie erst ihre eigene Geschichte entdecken, ehe sie in ihre verantwortungsvolle Rolle als Steinhüter hineinwachsen können. Durch die parallelen Handlungsstränge erlangen Leser der Serie einen Informationsvorsprung gegenüber den Figuren und die Spannungskurve bleibt straff gespannt, bis die Figuren im Wissen nachziehen können. Navin wirkt als Luftschiff-Kapitän inzwischen (in märchenhafter Geschwindigkeit herangereift) wie ein Erwachsener und kämpft mit Alyson gemeinsam heldenhaft gegen Max. Emily betont derweil stets die Verantwortung der Steinhüter für die Welt, ihre Motive spielen hoffentlich im nächsten Band wieder eine stärkere Rolle.

„Der Elfenprinz“ gibt Einblick in die Motive, aus denen Max und Trellis handeln, zeigt einen selbstbewussten, gereiften Navin und stellt mit verschiedenen Zeitebenen einige Anforderungen an die Zielgruppe ab 11 Jahren. Insgesamt wirkt die Abwechslung in den Illustrationen zwischen Luft, Wasser, Stadt und Wald als Lebensräumen wieder ausgesprochen spannend;  ebenso aufregend das Auftauchen martialischer Wesen (angreifende Lindwürmer und ein gigantisches Spinnen-Fledertier). Je kürzer die Abstände zwischen den Einzelbänden waren, umso besser hat mir die Serie bisher gefallen. Wer ungern auf Fortsetzungen wartet, sollte evtl. erst mit dem Lesen beginnen, wenn alle Bände vorliegen.