Rezension

Rückwärts erzählt

The October List - Jeffery Deaver

The October List
von Jeffery Deaver

Bewertet mit 4 Sternen

Jeffery Deaver beginnt am Ende und endet am Beginn. Im Thriller „The October List“ erzählt der Autor die Geschichte von Gabriela McKenzie, deren Tochter entführt wurde, komplett rückwärts. Wenn das Ende bereits auf den ersten Seiten erzählt wird, kann sich da noch Spannung aufbauen?

Trotz der umgekehrten Erzählweise hat „The October List“ alles, was einen guten Thriller ausmacht: überraschende Wendungen, verschiedene Verdächtige und merkwürdigen Geschehnisse, die erst auf den letzten Seiten einen Sinn ergeben. Obwohl der Leser von Anfang an weiß, wer der Kidnapper ist, tauchen im Laufe der Geschichte mehrere Personen auf, deren Motive undurchsichtig erscheinen. Da sind die beiden Polizisten Naresh Surani und Brad Kepler, die gegen Gabrielas verschwundenen Chef ermitteln, und dabei immer wieder ihren Weg kreuzen. Da ist Daniel Reardon, den Gabriela erst vor zwei Tagen kennenlernte, zu dem sie sich jedoch stark hingezogen fühlt und der während der dramatischen Geschehnisse zu einer unerwarteten Stütze wird. Und warum kann eigentlich niemand Gabrielas kriminellen Chef finden?

Jeffery Deaver gelingt es, eine Geschichte zu schreiben, die Spannung praktisch umgekehrt aufbaut. Jedes Kapitel ist seinem Vorgänger chronologisch vorgeordnet, so dass manchmal eine kurze gedankliche Pause zur Orientierung nötig wird. Eine gewisse Verwirrung ist Teil des Reizes.

Eingeleitet wird jedes Kapitel mit einem Foto, das entweder einen Ort in New York City oder abstrakte Gegenstände zeigt. Der Autor erklärt es mit der Leidenschaft seiner Protagonistin Gabriela für die Fotografie. Ich habe den Fotos während des Lesens keine große Aufmerksamkeit geschenkt, zumal sich meine Taschenbuchausgabe nicht unbedingt durch eine besonders hohe Druckqualität auszeichnet. Erst am Ende des Buches, als auch die anfänglichen Geschehnisse einen Sinn ergaben, wurde mir die überraschende Bedeutung der Motive bewusst.