Rezension

Rührende Weihnachtsgeschichte

Der Glückshund - Nicole Walter

Der Glückshund
von Nicole Walter

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch beginnt mit einer bezaubernden, märchenhaften Liebesgeschichte, die mit anrührender Poesie beschrieben wird. Lena und Fynn, Fynn und Lena... Eine Liebe für die Ewigkeit, ein zuckersüßer Wunschtraum? Viel zu schnell wird aus dem Wunschtraum ein Albtraum, als Fynn jäh aus dem Leben gerissen wird und Lena alleine zurück bleibt.

Ohne ihn kann sie nicht leben, will sie nicht leben! Sie verschließt sich allem und jedem, existiert nur von Tag zu Tag vor sich hin.

Zitat:
"Da war nur dieser eine Gedanke, bis heute hatte er sie nicht losgelassen: Jetzt ist es so weit. Nichts mehr wird hinzukommen. Sie hatte keine Zukunft mehr, in ihr war alles nur noch Vergangenheit."

Erst, als ein frecher kleiner Hund in ihr Leben tritt, beginnt Lena, auch ins Leben zurück zu finden.

"Der Glückshund" ist eine niedliche Hundegeschichte, eine rührende Weihnachtsgeschichte, aber vor allem eine lebensbejahende Geschichte über die Trauer - und das Weiterleben.

Die Geschichte verläuft relativ vorhersehbar, ohne große Überraschungen, aber das ist vielleicht gar nicht so schlimm... Sie ist dennoch unterhaltsam, meist einfach putzig, oft lustig und gelegentlich spannend. Und sie enthält in meinen Augen auch viel Wahres über Trauerbewältigung. Gut, manche Dinge erschienen mir ein bisschen zu sehr konstruiert, und manchmal wurde mir die Geschichte auch ein klein bisschen zuuuu zuckersüß und kitschig,  aber wirklich nur selten. Von einem Weihnachtsroman erhoffe ich mir ja gerade ein bisschen Kitsch, Zauber und  Wohlfühlmomente!

Für den Humor in der Geschichte sorgt vor allem Deleen, die freche kleine Hundedame, die eines Tages mit der Post ins Haus schneit. Ich denke, jeder, der einmal einen Hund im Haus hatte, wird zwischendurch über Deleens Gedanken und Gefühle schmunzeln oder lachen müssen! Ganz selbstverständlich ernennt sie sich zur Herrin von Lenas Leben. Das Buch enthält auch viele schöne Zitate über Hunde und ihre Herrchen bzw Frauchen.

Deleen und Lena sind natürlich die Stars der Geschichte, aber je weiter sich Lena zurück ins Leben wagt, desto mehr andere Menschen treten an ihre Seite. Und so geht es irgendwann gar nicht mehr "nur" um Lenas Trauer, sondern darum, für eine Gruppe ganz unterschiedlicher Menschen ein schönes Weihnachten zu ermöglichen. Da ist zum Beispiel der alte, einsame Glasbläser, der nicht im Heim verkümmern will, oder der kleine stotternde Junge, der so gerne im Chor singen würde, obwohl er keinen Ton trifft...

Ich fand die Charaktere schön und lebendig beschrieben, und nicht nur Deleen hat ganz viel Charakter. Lena selber kann ein bisschen anstrengend sein, denn sie reagiert zum Teil mit Trotz und Wut auf die Versuche ihrer Umgebung, sie zum Weiterleben zu animieren. Aber das fand ich verständlich und auch realistisch, schließlich ist das tatsächlich eine Phase der Trauer. Un Grunde war sie mir sehr sympathisch und ich habe mit ihr mitgefühlt.

Mir hat gut gefallen, wie behutsam die Autorin mit dem Thema Weiterleben umgeht, und vor allem auch mit dem Thema Neuverlieben (oder zumindest darüber Nachdenken) nach der Trauer.

Der Schreibstil kann zart-poetisch und von traumhafter Atmosphäre sein, aber auch sehr locker und witzig. Mich hat das sehr angesprochen!

Fazit:
Ein witziges Buch über eine freche kleine Hundedame - ein rührendes Buch über die Trauer. Beides ist wahr, und die Mischung hat mich bewegt und gut unterhalten. "Der Glückshund" ist ein Weihnachtsbuch mit großen Gefühlen, und man sollte a) Hunde mögen und b) nicht zu überempfindlich gegen Kitsch sein. Dann würde ich das Buch aber auf jeden Fall empfehlen!