Rezension

Ruhelos

Was ich nie gesagt habe -

Was ich nie gesagt habe
von Susanne Abel

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem Tom endlich etwas Licht in das Dunkel des früheren Lebens seiner dementen Mutter gebracht hat, zieht nun das nächste Beben durch sein Leben. Durch Zufall stellt sich heraus, dass Tom einen Halbbruder hat und wenig später ergibt sich, dass es nicht bei dem einen bleiben wird. Welch ein Mensch war sein Vater, der bereits vor über 20 Jahren verstorben ist? War er wirklich ein untreuer, gewissensloser Ehemann? Warum gab es dann in Toms Jugend nur noch Schweigen zwischen ihm und seinem Vater? Tom möchte die jetzt hereinbrechende Lawine an Antworten aufhalten, doch seine Freundin startet zusammen mit seinem Halbbruder eine umfassende Recherche, deren Ergebnisse keiner von ihnen jemals richtig verkraften wird.

Wer den 1.Teil dieser ergreifenden Familiengeschichte gelesen hat, bekommt sofort wieder Anschluss im Leben der Hauptfiguren. Tom ist nach wie vor ein egoistischer Typ, der ein selbstzerstörerisches Leben führt, nur selten mit Rücksicht auf die Menschen, die ihn lieben. Wenn man sich noch im 1.Teil gefragt hat, warum dieser Mensch so ein Leben führt, bekommt man jetzt in diesem Teil der Geschichte die Antwort und alles fügt sich zu einem verständlichen Bild, so dass man sogar für diesen Egomanen Verständnis aufbringen kann. Die Autorin hat auch in diesem Buch wieder einen Teil deutscher Geschichte hervorgeholt, dessen sich kaum jemand bewusst ist bzw niemand diese Hintergründe vermutet. Teilweise hatte ich beim Lesen parallel mein Tablet in der Hand, um entsprechend gleich erwähnte Personen und geschichtliche Abläufe ausführlicher nachlesen zu können. Oftmals hat es mir die Sprache verschlagen und ich beginne, manches mit anderen Augen zu sehen. Ich möchte nicht zu viel verraten. Vielleicht vermutet man jetzt einen trockenen Historienschinken - auf keinen Fall, Susanne Abel erschlägt den Leser nicht unter einem unfassbaren Brocken, sondern Schritt für Schritt öffnet sich der Vorhang in die Vergangenheit, zwar oftmals atemlos und kaum begreifend, aber alles ist zu verkraften und man wird dieses Buch nachdenklich und mit einem beträchtlichen Teil an neuem Wissen schließen und hoffen, bald wieder so ein unglaublich ergreifendes Buch von ihr in den Händen halten zu können. Ein Markenzeichen der Autorin sind die phantastischen Übergänge zwischen den einzelnen Kapiteln - auch wenn es ständig wechselt zwischen Neuzeit und Vergangenheit, so hat man durch diese teils sehr witzigen Übergänge das Gefühl, die gesamte Geschichte hängt an einem Faden. Ich liebe diesen Stil. Für mich schon jetzt das Buch 2022! Das Cover bringt unverwechselbare Ähnlichkeit zum 1.Teil mit und der aufmerksame Leser wird sofort erkennen, was er hier vor sich hat. Absolut empfehlenswert!