Rezension

Ruhige Entwicklungsgeschichte

Powers - Ursula K. Le Guin

Powers
von Ursula K. Le Guin

Bewertet mit 4 Sternen

Den ersten Band, "Gifts" (2005), habe ich vor einigen Jahren gelesen, "Voices" (2006) war auch nicht mehr als "zu lesen" markiert. Als ich jetzt "Powers" in die Hand nahm, dass auch schon einige Jahre im Regal stand (erschien 2007), hatte ich zunächst eine andere Geschichte im Hinterkopf und musste mich erst einmal orientieren. Da der Bezug dieses dritten Bandes zu den ersten beiden aber recht lose ist (Orrec und Gry kommen erst auf den letzten Seiten in die Geschichte) und der Protagonist Gavir, ähnlich wie Memer im zweiten Band, neu eingeführt wird, hat es mich beim Lesen nicht gestört, dass ich den Inhalt der ersten beiden Bände mehr oder weniger vergessen hatte.

Kernthema dieses Bandes ist das geistige Erwachen des Jungen Gavir, der als Baby zusammen mit seiner Schwester geraubt wurde und als Sklave aufwächst. Da er keine andere Gesellschaftsform kennt, es ihm gut geht und er, da er später einmal die Position des Hauslehrers übernehmen soll, auch schulisch gebildet wird, stellt er seine Position als Sklave nicht in Frage. Doch dramatische Ereignisse bringen ihn erst in Kontakt mit den Werken moderner Schriftstellern (wie Orrec) und erschüttern dann sein Vertrauen in die Familie, in der er als Sklave lebt. Er verlässt die Stadt, in der er aufgewachsen ist und macht sich auf die Suche nach seinen Wurzeln.

Ursprünglich habe ich diese Reihe angefangen, da mir die Earthsea-Geschichten von Ursula K. Le Guin so gut gefallen haben. Insbesondere der letzte Band ist aber kaum noch dem Bereich Fantasy zuzuordnen, da bis auf einzelne Visionen auf Magie verzichtet wird. Wenn man ohne Fantasy-Erwartung an den Band herangeht, erhält man aber dennoch eine lesenswerte Geschichte, die den Protagonisten auf seiem Weg vom Kind zum reflektierenden jungen Mann begleitet.