Rezension

Ruhige Trauer

Ich lass dich nicht allein
von Pete Nelson

Bewertet mit 3 Sternen

Leider wahr, aber mit dem Klappentext ist eigentlich schon alles erzählt. Es passiert zwar noch etwas anderes und natürlich durchläuft der Leser mit Paul dies verschiedenen Phasen in diesen Situationen, aber Überraschungen sucht man vergebens.

Die Geschichte plätschert leise vor sich hin, wie ein kleiner Bach, der seinen Weg durch den Wald sucht, aber eigentlich interessiert es niemanden. Ich kann nicht schlecht über den Roman sprechen, der Schreibstil ist sehr angenehm und liest sich flüssig und schnell. Doch genau auch deswegen fehlt das Salz in der Geschichte. Das physische Buch hat mehr Ecken und Kanten als der darin gedruckte Roman. Und irgendwie fehlen die Anreize.

Natürlich geht es um eine Lebensphase von Paul, in der nicht alles glatt läuft und er jauchzend durch die Welt hüpft. Es geht um Trauer, Traurigkeit und Trost, aber auch um Liebe, Hoffnung und die kleinen Wunderlichkeiten. Atmosphärisch passt der Roman hervorragend in den November, in den Herbst oder sogar schon in die Adventszeit (auch wenn Weihnachten nur nebenbei einer der Schauplätze ist). Die Geschichte ist ruhig, nachdenklich, liebevoll, aber eben melancholisch. Paul meint, er sei ein Versager und widmet sich lange nur Stella und seinem Glas Bourbon. Die Dreiecksgeschichte mit Tamsen ist verzwickt, wird aber leider nicht tiefgehend behandelt. Seine Ex-Frau taucht auch nur ab und zu auf und irgendwie bleiben viele Nebenfiguren auch etwas zweidimensional. Auch die Familiengeschichte von Paul wird angeschnitten, dann aber doch nicht so vertieft wie erhofft...oder mit anderen Worten: ich persönlich hätte mir mehr gewünscht.

Stella ist ein absolut liebenswerter Hund und man merkt sehr einfach, dass der Autor selbst Hundebesitzer und Hundeliebhaber ist. Somit eignet sich der Roman auch sehr für hundeliebende Leser und Leserinnen. Stella wird sehr vermenschlicht und so führt Paul viele Gespräche mit ihr, wobei ich mich immer selbst erinnern musste, das Stella ein Hund ist (das fällt nämlich an der Schreibweise nicht auf, ausser Kleinigkeiten wie "sie leckte ihre Pfote und antwortete..."). Man muss sie einfach lieb gewinnen. Auch mit Paul kann man sich gut hineinfühlen, auch wenn er nicht der fröhlichste Genosse ist. Die beiden machen ein tolles Hauptfiguren-Paar.

Ich würde das Buch allen empfehlen, die selber nicht gerade in einer grauen und traurigen Lebensphase sind, um sich nicht weiter in den Sog hinunter ziehen zu lassen. Und an alle Leser, die Hunde lieb haben und vielleicht ebenfalls mit ihrem Haustier über Ernstes diskutieren. 
 

3/5 Sterne