Rezension

ruhige und detaillreiche Dystopie, bei der sich das Dranbleiben definitiv lohnt

Fragmente - Dan Wells

Partials - Fragmente
von Dan Wells

Bewertet mit 4 Sternen

Obwohl Band 1 schon ein Jahr zurück liegt, habe ich recht gut wieder in die sehr gut und detailliert konstruierte Welt von Dan Well zurück gefunden. Wo in "Aufbruch" noch die Wissenschaft im Mittelpunkt stand, bekommt nun in "Fragmente" die Recherche grosses Gewicht. Kira macht sich alleine auf die Suche nach Informationen zu RM und dem Verfallsdatum der Partials. In den Trümmern von Manhatten durchsucht sie Gebäude von ParaGen, die vor dem Isolationskrieg für die Entwicklung der Partials und auch sonstige Genveränderungen zuständig waren.

Auch hier begleiten wir kapitelweise verschiedene Charaktere, denn zu Beginn gibt es in "Fragmente" gleich vier, später dann drei Handlungsstränge. Im Zentrum steht aber immer noch Kira Walker. Sie konnte mich positiv überraschen. Nachdem mir die Personen in Band 1 noch zu sehr auf Distanz blieben, konnte vor allem die Protagonistin diese überwinden und liess vermehrt in ihre Gedankenwelt blicken. Und obwohl ihre gesamte Welt(anschauung) am Ende von "Aufbruch" auf den Kopf gestellt wurde, agiert sie überlegt, verliert nie ihr Ziel aus den Augen und setzt alles daran, dieses auch zu erreichen. Eine wirklich starke Persönlichkeit!

Obwohl ich "Fragmente" sehr interessant fand, empfand ich vor allem die erste Hälfte als zäh. Dan Wells' Geschichte ist keine locker-flockige Story, durch die man sich kurz durchblättern kann. Man muss sich auf die Charaktere einlassen, viele Informationen verarbeiten und immer dran bleiben.
Am liebsten verfolgte ich die Kapitel, bei denen Kira begleitet wird. Die anderen Handlungsstränge zum Beispiel von Marcus oder Haru waren zwar sehr aufschlussreich, zogen das Buch jedoch in die Länge und spannten mich auf die Folter.

Ein grosses Plus bekommt von mir das Setting. "Partials" spielt 16 Jahre nach dem Isolationskrieg im Jahr 2077. Im ersten Teil arbeitet sich Kira durch die Trümmer Manhattans. Dan Wells schilderte mir diese zerstörte Welt so bildhaft, dass ich sie mir regelrecht vorstellen konnte.
Danach geht es auf die Reise quer durch Neu-Amerika und Kira und ihre Leute bekommen die Folgen des Krieges am eigenen Leibe zu spüren: Ödland, Säureregen und wilde Tiere, die sich behaupten konnten.

Auch dieses Mal steht wie in vielen anderen Jugendbüchern, keine Liebesgeschichte im Mittelpunkt. Dan Wells muss seine Geschichte definitiv nicht damit aufpeppen, sie weiss auch so zu überzeugen. Obwohl "Partials" eher eine ruhige Dystopie ist, konnte sie bei mir punkten und nach einem spannenden und bewegenden Ende warte ich nun gespannt auf das grosse Finale.

Fazit:
Menschen oder Partials? Oder gar beides neben-/miteinander? 
Diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten. Und so ist "Fragmente" für mich auch keine einfache Dystopie. Ich musste dran bleiben und Geduld aufbringen, doch dies hat sich definitiv gelohnt. Dan Wells punktet mit einem tollen Setting, vielen Informationen zu seiner detaillreichen Welt, facettenreichen Charaktere und baut fortlaufend Spannung auf.