Rezension

Ruhiger, aber [nicht weniger] spannend

Totenfang - Simon Beckett

Totenfang
von Simon Beckett

Endlich ist er zurück ~ Simon Beckett! Der fünfte Band seiner Hunter-Reihe ist wieder da, gewohnter Schreibstil & doch anders!

Beckett schildert auch in diesem Band die forensischen Ergebnisse und weitere wichtige Informationen, ohne dabei zu langweilen oder schwer verständlich zu sein. Eines der Punkte warum ich nach Band 1 ein großer Fan der Reihe wurde.
 Sein Protagonist ist forensischer Anthropologe der keine actionreichen Alleingänge vollzieht, sondern Handlungsschritte nachvollziehbar einbaut. Die berufliche Ebene wird in die Ermittlungen eingeflochten, womit Wissen & Spannung gleichermaßen gegeben ist.

Eine Leiche ohne Identität, ein verwirrter Mann in den Wäldern der Backwaters und ein reicher Vater mit hohem Einfluss. Die Verstrickungen sind nicht absehbar und überraschen am Ende! Eine Ahnung mag der ein oder andere Leser haben, ging mir ähnlich und doch ist es nicht möglich innerhalb der Geschichte von selbst auf die Hintergründe zu kommen.

In diesem Band jedoch kommt die Spannung in kleineren Schritten. Sie ist gegeben, aber dosierter als in den Vorbänden. Der mittlere Teil ist mir etwas zu langatmig, was mich einen Stern abziehen lässt. Ich glaubte zu wissen welche Verstrickungen sich hinter der Tat verbergen, wer Täter & wer Opfer war. Ich wurde eines besseren Belehrt, keine Frage und doch flog ich nicht durch die Seiten.
Es ist typisch für Beckett Andeutungen fallen zu lassen, ohne jedoch mir als Leserin Hinweise zu geben. Eben dies liebe ich an den Hunter-Büchern, denn das macht die Geschichte um Hunter mitunter aus.
„Ich konnte nicht sagen, weshalb – noch nicht -, aber irgendetwas saß noch nicht am rechten Fleck.„
[S. 317]
Hier jedoch war es für mich persönlich zu wenig herausgearbeitet und daher entstand das Gefühl nicht recht voran zu kommen. Eine lange Zeit kommen kaum neue Erkenntnisse, dafür intensive Landschaftsbeschreibungen, davon war ich einfach noch nie ein großer Fan.

Mitunter mag die langgezogene Ermittlung aber auch an der intensiveren Skizzierung von Hunters Privatleben sein. Von Beginn an arbeitet sich der Autor zu der zweiten Geschichte im Buch hin. Dies zieht mit sich, das einige Ereignisse mehr Aufmerksamkeit erhalten als es für den Fall notwendig gewesen wäre. Das jedoch störte mich eher weniger, da es dennoch mit dem Fall verwoben war.

Zum Ende hin entwickelt sich das Buch nochmals zum richtigen Pageturner! Was sich hinter der Familie Villiers an Geheimnissen versteckt, ist ergreifend, schockierend & packend zugleich! Beckett versteht es die Leser in eine falsche Richtung zu führen, um dann mit einer ganz anderen, neuen Entwicklungen zu überraschen.
Ebenso flechtet der Autor ein Geschehen aus einem früheren Band ein, ohne kaum mehr als zwei Seiten darauf einzugehen, geschweige denn nur Ansatzweise Antworten zu geben.
Die Auflösung ist Beckett sehr gut gelungen & der Cliffhanger am Ende lässt darauf hoffen, das der 6. Band nicht ebenso lange braucht!

Die Vorbände zu kennen ist kein Muss, auch wenn ein bestimmtes Ereignis im aktuellen Buch aufgegriffen wird, so ist auch den Neu-Lesern das Gesamtbild verständlich skizziert worden. Die Fälle im einzelnen sind in sich abgeschlossen, dennoch möchte ich sagen: das Lesen der kompletten Reihe lohnt sich!