Rezension

Ruhiger als Band 1, trotzdem fesselt es den Leser an die Seiten

Die Auslese
von Joelle Charbonneau

“Die Auslese. Nichts vergessen und nie vergeben” ist für mich spannungsmäßig schwächer als der Auftakt. Die Autorin schafft es trotzdem, durch eine interessante, wendungsreiche Geschichte und ihren sehr angenehmen Schreibstil zu punkten. Sie hat es wieder einmal geschafft, mich an ihr Buch zu fesseln. Für Fans des ersten Buches ein Muss. Die Reihe kann ich Genre-Fans einfach nur ans Herz legen.

“Nach jedem Traum schrecke ich hoch, sitze aufrecht in der Dunkelheit und versuche herauszufinden, ob der Geruch von Blut und das Geräusch von einer Kugel, die aus einem Gewehrlauf schießt, bloße Albträume sind oder vielleicht Erinnerungen an die Auslese, die sich tief in mein Unterbewusstsein eingebrannt haben.” (Seite 286/287)

Die meisten wissen ja, dass Band 1 mich richtig umgehauen hat. Allerdings erschien dieser im August 2013 – daher habe ich erst einmal meine Notizen von damals durchgelesen. Doch an das meiste konnte ich mich noch erinnern. :)
So gelang mir der Einstieg in die Fortsetzung leicht. Direkt war ich wieder in Cias Leben integriert und konnte an ihren Zweifeln teilhaben. Ist die Aufnahme auf dem Kommunikator wirklich echt? Wem kann sie trauen? Kann sie überhaupt jemandem trauen?

Als Leser weiß man mehr als die Protagonistin. Daher war ich mir ziemlich sicher, wem Cia – und damit auch indirekt ich – trauen kann und wem nicht. Ihre Zweifel konnte ich dadurch natürlich nicht zu 100% nachvollziehen. Das hat für mich die Spannung ein bisschen rausgenommen.
Als sie dem Politik-Ressort zugeteilt wird, ist sie erst einmal unglücklich. Schließlich wollte sie dort nicht hin. Außerdem wird sie das Gefühl nicht los, dass mit Professor Holt und Dr. Barnes etwas nicht stimmt. Beide benehmen sich ihr gegenüber seltsam und lassen auch entsprechende Bemerkungen fallen. Sie fühlt sich beobachtet, da ihr auch deutlich mehr Aufgaben nach der “Einweisung” aufgebürdet werden, als anderen Studenten.
Zu Tomas hat sie weiterhin eine enge Verbindung, die aber im Laufe der Geschichte etwas ins Bröckeln gerät. Dies ist auch bedingt dadurch, dass sie sich an Geschehnisse der “Auslese” erinnern kann.
Einzig Michal scheint eine wirkliche Konstante in diesem ganzen Konstrukt zu sein.

Die Spannung ist hier auf einem niedrigeren Level, als im ersten Teil. Unterschwellig ist sie die ganze Zeit vorhanden, mit einigen Spitzen hier und da, doch die Atemlosigkeit, die ich beim Lesen des Auftakts verspürt habe, setzte hier nicht ein. Die Geschichte liest sich gut, gar keine Frage. Die Seiten fliegen so durch die Finger und als Leser möchte man auch einfach immer weiter lesen. Doch dieses ganz besondere Gefühl, diese Ruhelosigkeit. fehlte hier.
Sprachlich macht Autorin Joelle Charbonneau das sehr gut. Desweiteren schickt sie viele neue Charaktere ins Rennen (Mitstudenten), die teilweise Cias Weg beeinflussen und so neuen Schwung und auch ein paar Fragezeichen in die Geschichte bringen. Zu lesen, was “versagen” bedeutet, nämlich dass der Betreffende daraufhin “abgezogen” und offiziell in die Kolonien geschickt wird (inoffiziell sieht das natürlich anders aus…), hat mich mit einigen Studenten mitleiden lassen.
Für die Belastungen, denen die Jugendlichen ausgesetzt werden, hat die Autorin sich einiges einfallen lassen. Der Leistungsdruck ist allgegenwärtig.

Zum Ende hin nimmt die Geschichte noch einmal richtig Fahrt auf. Dies war für mich der deutlich spannendste Teil des Buches. Außerdem hat sie eine große Wendung eingebaut, die das Ende in einen fiesen Cliffhanger verwandelt. Ich muss nun (SOFORT!) wissen, wie es weiter geht. Ich hoffe, dass wir nicht zu lange warten müssen. Ansonsten muss ich es im Original lesen.

“Die Auslese. Nichts vergessen und nie vergeben” ist für mich spannungsmäßig schwächer als der Auftakt. Die Autorin schafft es trotzdem, durch eine interessante, wendungsreiche Geschichte und ihren sehr angenehmen Schreibstil zu punkten. Sie hat es wieder einmal geschafft, mich an ihr Buch zu fesseln.
Für Fans des ersten Buches ein Muss. Die Reihe kann ich Genre-Fans einfach nur ans Herz legen.

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