Rezension

Ruhiger Beginn, der schon bald fesselt

Das Mädchen aus Feuer und Sturm - Renée Ahdieh

Das Mädchen aus Feuer und Sturm
von Renee Ahdieh

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Mariko, Tochter eines mächtigen Samurais kennt ihren vorbestimmten Platz im Leben. Deswegen nimmt sie ihr Schicksal hin, als sie erfährt, dass sie den Sohn des Kaisers heiraten soll. Doch auf dem Weg in die Kaiserstadt wird sie von einer Horde Banditen überfallen und entkommt diesen nur knapp. Um zu erfahren, wer hinter dem Überfall steckt und die neue Freiheit genießend, verkleidet sie sich als Junge und schmuggelt sich unter eben jene Banditen. Doch mit jedem Tag erfährt sie mehr über die Welt außerhalb ihres bisherigen Lebens und die Männer der Gruppe…

Der Story-Stapel
Die Geschichte beginnt eher ruhig in meinen Augen und lässt sich ausreichend Zeit, den Leser in die Welt heranzuführen. Natürlich folgt zeitnah der Übergriff auf Marikos Reisezug, aber danach gibt es eher kleinere Höhepunkte und erst im letzten Drittel zieht der Spannungsbogen deutlich an. Vielleicht liegt es auch an den fremdartigen Begriffen und der fremden Welt, die einfach ihre Zeit brauchen, bis man als Leser abtauchen kann.

Die Autorin spinnt jedenfalls neben Marikos Haupterzählfaden noch einige andere Fäden, die Intrigen in die Geschichte bringe und zusätzliche Fragen aufwerfen. Besonders das Ende lässt den Leser mit offenen Mund zurück und man fiebert gespannt dem Folgeband entgegen.

Charakter-Stapel
Mariko ist schon ein spezieller Charakter. Ihre Vorzüge (Klugheit, Charakterstärke) wurden am Anfang des Buches für mich auch nicht so deutlich. Sie reagierte für mich eher kopflos und impulsiv. Im Laufe der Zeit wurden ihre Gedanken aber überlegter und die Macht ihrer Worte und ihres Geistes für mich nachvollziehbar. Außerdem wurde sie für mich auch erst im Laufe der Geschichte greifbarer.

Die Charaktere des schwarzen Clans fand ich allesamt sehr gelungen und spannend. Jeder hat seine eigenen Wesenszüge, wirkt aber viel authentischer und ehrlicher als die Adligen, die Kaiserfamilie und auch als Marikos Familie. Denn einzelne Kapitel geben Einblicke in die Gedankenwelt der Kaisersfamilie und auch Marikos Bruder, so dass diese Stränge angerissen werden und versteckte Informationen liefern.

Stil Stapel
Der Schreibstil ist vor allem am Anfang gewöhnungsbedürftig. Viele fremde Worte drosseln das Lesetempo, auch wenn hier das Glossar am Ende des Buches sehr hilfreich ist. Gleichzeitig muss die Welt erst aufgebaut werden für den Leser, so dass der Spannungsbogen am Anfang eher ruhig ist. Doch mit jedem weiteren Kapitel legen sich diese Anfangsschwierigkeiten, der Perspektivwechsel in manchen Kapiteln regt zudem die Geschichte positiv an und sorgt auch für die ein oder andere Überraschung.

Kritik Stapel
Ja, eine Fantasygeschichte braucht am Anfang immer etwas Zeit, um die Leser an die Welt heranzutragen. Dennoch war mir der Anfang etwas zu ruhig bzw. mir fehlte auch lange der rote Faden. Marikos Gedanken waren mir zu undurchsichtig bzw. schlicht nicht nachvollziehbar. Doch dieser Punkt wurde mit jedem Kapitel besser und Mariko wurde der starke Frauencharakter, den ich erwartet hatte.

Fazit
„Das Mädchen aus Feuer und Sturm“ entführt den Leser in ein Japan der Vergangenheit, spickt diese Welt aber mit einigen Fantasyelementen. Den Mittelpunkt der Geschichte füllt Mariko, der weibliche Hauptcharakter gut aus, dennoch spinnt die Autorin diverse, teilweise intrigante Nebenhandlungen, die verschiedene Möglichkeiten für die Folgebände offen lassen. Der ruhige Anfang schwächt den Lesesog, welcher sich erst nach einigen Kapiteln entwickelt, dann überzeugt Renée Ahdieh aber wieder mit einem gewohnt starken weiblichen Charakter, der mit Worten umzugehen weiß. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Fantasyleser, die gerne in historische Gefilde im asiatischen Raum reisen möchten und die nichts dagegen haben, wenn der Fantasyaspekt eher ein seichtes Rauschen im Hintergrund ist.