Rezension

Ruhiger, intelligenter Krimi vor reizvoller Kulisse

Wut kommt selten allein - Ralph Neubauer

Wut kommt selten allein
von Ralph Neubauer

Bewertet mit 4 Sternen

»Auch habe ich gar kein Motiv«, dachte Fabio. »Warum sollte man diesen jungen Mann umbringen? Es gibt keine Gründe, die ich sehe. Ein Unfall ist bei der Verletzung auch ausgeschlossen … Totschlag? Ja, kann sein. Aber wer um alles in der Welt ist in der Lage, ein solches Verletzungsmuster zu erzeugen und dabei keine Spuren zu hinterlassen? Was zum Teufel ist an dem frühen Morgen in Tirol bloß passiert?«

Commissario Fabio Fameo und sein Freund Carabiniere Tommaso Caruso müssen sich über gleich zwei höchst eigenartige Todesfälle den Kopf zerbrechen. Schon die Frage, wie die Opfer überhaupt zu Tode kamen, lässt Raum für viele Spekulationen, von der Frage nach einem möglichen Motiv ganz zu schweigen! Gibt es am Ende einen Zusammenhang? Viel Ermittlungsarbeit wartet auf die beiden und ihre Teams. Zeitgleich laufen im Dorf die Proben für ein spektakuläres Theaterstück, bei dem auf der Bühne Realität und Fiktion ineinanderfließen…

 

Dieser Krimi, der an den Schauplätzen Südtirol und Dorf Tirol spielt, kommt ruhig und einfallsreich daher. Sein Reiz liegt nicht in einer Abfolge von Spannungsmomenten, sondern in umfangreichen Ermittlungen, die mit vielen Verhören, Gesprächen und Gedankenspielen einhergehen. Alles findet vor einer sehr reizvollen Umgebung statt, die in mir beim Lesen mehr als einmal große Reiselust auslöste. Zu den Beschreibungen von Gegend, Hotel und Gaststätten kommen diverse Abschnitte, die in der Theaterszene spielen. Es passiert wirklich eine Menge, trotzdem schafft es der Autor, die Geschichte zusammenzuhalten und den Leser zu fesseln.

Diverse Gedankenspielereien entschleunigen zusätzlich, allerdings muss man die Bereitschaft mitbringen, sich darauf einzulassen. Wer gerne von einer spannenden Szene zur nächsten eilt, kommt hier nicht auf seine Kosten, aber dafür bietet der Krimi mehr als einen kniffligen Fall und abwechslungsreiche Unterhaltung.

Kleiner Minuspunkt: Mehrfach denkt ein Protagonist etwas, was kurz darauf fast wörtlich gesagt wird. Das wirkt dann wie eine doch unnötige Wiederholung.

 

Für mich war es der erste Fall der beiden Ermittler Fabio und Tommaso, beide waren mir sofort sympathisch und der Einstieg in die Reihe bei Band 7 bereitete mir keine Schwierigkeiten. Gut gefiel mir zudem, dass es im Anhang eine ausführliche Erklärung zum italienischen Polizeiwesen gibt. Jetzt habe ich das endlich mal verstanden ;-)

 

Fazit: Ruhiger, intelligenter Krimi vor reizvoller Kulisse. Unterhält und erzeugt Fernweh.