Rezension

Ruhiger Krimi mit sympathischem italienischem Kommissar

Alte Schuld - Guido Walter Müller

Alte Schuld
von Guido Walter Müller

~~Klappentext:
Wenn der Mailänder Kommissar Bernardo Bertini bei einem abendlichen Glas guten Rotweins sein Leben betrachtet, ist er im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Da Bernardos neue Dienststelle am Stadtrand Mailands ausschließlich für die Wiederaufnahme ungeklärter, lange zurückliegender Mordfälle zuständig ist, herrscht dort ein eher beschaulicher Arbeitsalltag, der den Kollegen und ihm so manche Siesta im benachbarten Café und meist einen pünktlichen Feierabend beschert. Als Bernardo jedoch aus dem Urlaub zurückkehrt, wird die entspannte Routine der Dienststelle durch einen außergewöhnlichen Auftrag unterbrochen. Im Stollen eines stillgelegten Steinbruchs nahe des Dorfes San Giorgio wurde die stark verweste Leiche eines jungen Mannes aufgefunden und kein geringerer als der oberste Chef der Mailänder Polizei zeigt an dem Fall großes Interesse. Nach anfänglichen Widerständen erklärt sich Bernardo schließlich dazu bereit den Fall zu übernehmen. Im Laufe seiner Ermittlungen kommt er nicht nur einem mysteriösen Verbrechen, sondern auch den dunklen Geheimnissen des Dorfes San Giorgio gefährlich nahe.
Inhalt:
Bernardo Bertini reist in das kleine Dorf San Giorgio, um den Mörder von Bruno zu finden, der vor 20 Jahren ermordet wurde und in einem Stollen eines stillgelegten Steinbruchs nun aufgefunden wurde. Die Ermittlungen dort gestalten sich schwierig, da die Dorfbewohner sehr schweigsam sind. Dem Bürgermeister Silvi Scara sowie seinen beiden Söhnen gehört fast jedes Haus in dem kleinen Dorf und somit setzen sie alle Dorfbewohner unter Druck, Bertini Steine in den Weg zu legen und nicht mit ihm zu kooperieren. So bekommt er plötzlich im einzigen Lokal nichts mehr zu essen, seine Wirtin kündigt ihm das Zimmer und sein Auto wird auch nicht in der einzigen Werkstatt im Dorf repariert. Bertini hat es also nicht leicht, zumal die beiden Dorfpolizisten frech und faul sind. Große Sympathie verbindet ihn mit Hochwürden, dem Pfarrer der kleinen Gemeinde sowie mit Genoveva, der Stiefmutter des ermordeten Bruno. Mit Hilfe seiner Mailänder Kollegen kommt er nach und nach weiter in diesem schwierigen Fall.
Meinung:
Bernardo Bertini ist einem sofort sympathisch. Ausführlich wird auch sein Privatleben erzählt, gleichzeitig werden die Charakterzüge seiner beiden engen Kollegen in Mailand sowie seines dortigen Chefs Ignazio erwähnt, was mir sehr gut gefallen hat. Die einzelnen anderen Protagonisten werden realistisch dargestellt, indem man sich ein gutes Bild der einzelnen Charaktere machen konnte. Dennoch blieb ich bis zum Schluss im Dunkeln, wer nun wirklich der Täter war, was immer für einen guten Krimi spricht.
Der Schreibstil war flüssig und klar und auch der Humor blieb nicht auf der Strecke, so dass man das eine oder andere Mal sehr schmunzeln musste.
Auch die Themen waren interessant, es ging um einen strengen Bürgermeister, der mit seiner Familie das ganze Dorf beeinflusst und die Dorfbewohner unter Druck setzt, sowie um das Thema Sterbehilfe. Auch kleine philosophische Ansätze fanden sich immer mal wieder in der Geschichte.
Einzig zu bemängeln war für mich, dass die Spannung für einen Kriminalroman etwas zu wenig vorhanden war. Es wurde viel und sehr ausführlich über Bertini, sein Privatleben und natürlich seine Ermittlungen geschrieben, dadurch blieb für mich die Spannung aber etwas auf der Strecke. Ansonsten hat mir dieser Krimi sehr gut gefallen und ich hoffe natürlich auf eine Fortsetzung von Bertini, seinem Chef Ignazio und seinen beiden Kollegen Stefano und Ricardo.
Fazit:
Ruhiger Krimi mit italienischem Flair, interessante Themen, toller Schreibstil und vielschichtige Charaktere, die diesen Krimi zu einem schönen Leseerlebnis werden lassen.