Rezension

Ruhiger und tiefgründiger Roman, der sich in der Banalität des Seins verliert

Voran, voran, immer weiter voran
von Ryan Bartelmay

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
Im Vordergrund der Geschichte steht die Familiengeschichte der Waldbeeser´s , die im amerikanischen Mittelwesten der 1950er Jahre ihren Anfang nimmt.
Hierbei wird die Familie in der Zeitspanne von 1950 bis 1998 in einzelnen Handlungssträngen beleuchtet.
Da wäre zum Beispiel Chic Waldbeer und seine frisch angetraute Ehefrau Diane und die schöne und exotische Lijy, die das Leben der beiden gehörig durcheinanderbringt.
Und Chics Bruder Buddy, der ganz zufällig Lijy´s Ehemann ist und eigentlich ist er nebenbei noch ein ziemlich seltsamer Typ.
Und doch ahnt keiner der drei, in welche Geheimnisse, sich ihre Schicksale verweben werden und wie einsam es dabei manchmal sein kann.
Im Versuch den eigenen Platz im Leben zufinden, begleiten wir Leser eine Familie, die so skurril, wie banal ist und die stets mit den normalen Problemen des Lebens zu kämpfen hat und dabei doch eines nie aus den Augen verliert, das Leben an sich oder eher, das Überleben...

Meinung:
Dieses Buch ist wohl mein ambivalentestes Leseerlebnis im Jahr 2015!
Zum einen ist dieses Buch von einer faszinierenden Intensität, die von der Familiengeschichte und einem eigentlich sehr guten Schreibstil geprägt ist und dennoch, wusste ich bis zu Letzt nicht, was mir dieses Buch und seine Geschichte erzählen möchte.
Denn so spannend sich der Inhalt des Buches anhört und so geheimnisvoll sich die ersten Seiten lesen lassen, so viel Banalität steckt auch zwischen den Zeilen oder zwischen den Buchdeckeln dieses Buches.
Dieses Buch greift zu eher ungewöhnlichen Stilmitteln, denn im Gegensatz zu anderen Büchern dieses Genres, bleibt die Grundstimmung und das Grundtempo der Geschichte stets in einem gleichbleibenden Rhythmus. Weshalb viele Leser mit diesem Buch nicht klarkommen werden, da es sich viel zu häufig in der augenscheinlichen Banalität des Lebens verliert und erst bei genauem Betrachten merkt, man, dass hinter so viel schriftstellerischem Können, auch ganz viel Lebenspoesie steckt.
Denn eins muss man dem amerikanischen Jungautoren Ryan Bartelmay lassen, er kann schreiben wie ein ganz großer und der Rhythmus, den er vorgibt ist manchmal melancholisch und gleichzeitig manchmal gerade deshalb von trauriger Komik geprägt.

Doch auch wenn ich bis zum Schluss dieses Buches auf den Knalleffekt, auf das große Ende gewartet habe, es kam nicht.
Denn auch wenn die seelisch so feinfühlige Zeichnung einer tragischen Familiengeschichte, eigentlich großartig konstruiert ist, so weiß ich nicht was mir der Autor damit sagen wollte.

Vielleicht ist es gerade die Banalität der Protagonisten, die uns normal Sterblichen mit ihnen verbindet, denn natürlich schlägt sich die Familie, mit den normalen Problemen der Menschen durch das Leben. Sie sind Suchende im endlosen Meer des Lebens, nach Liebe, ihrer Bestimmung und der einfachen Frage nach Glück.

Doch ob man als Leser einer solchen Geschichte folgen möchte und für sie im Gleichklang begeistern kann, dass weiß ich nicht

Fazit:
Alles in allem ist das Debüt des amerikanischen Autors Ryan Bartelmay, ein grandios geschriebenes Werk, welches definitiv vom schriftstellerischen Talent des Autors getragen wird.
Dennoch lässt es mich auch ratlos zurück, denn es ist kein Buch, welches einen an ein Ziel führt oder gar ein Ziel verfolgt.

Es ist wie das Leben, manchmal unberechenbar, manchmal zu berechenbar und manchmal eben auch sinnlos und abrupt vorbei…

Trotzdem bleibt dieses Buch ein ungewöhnlicher Schatz im Bücherregal, den ich sicherlich nochmal zur Hand nehmen werde. Denn es steckt definitiv sehr viel versteckte Poesie darin und eine Geschichte die manchmal so faszinierend ist und dennoch zu banal daherkommt.

Bewertung : 2,5 bis 3,5 Sterne