Rezension

Ruhm ist tödlich?

All of this is true - Lygia Day Peñaflor

All of this is true
von Lygia Day Peñaflor

Bewertet mit 3 Sternen

Die junge Schriftstellerin Fatima Ro hat es geschafft: Mit ihrem Debüt „Undertow“ hat sie die Bestsellerlisten gestürmt und so auch die Herzen der jungen Leserschaft erobert. Miri ist nahezu besessen von ihr und steckt auch ihre Clique damit an. Als sich nach einer Signierstunde nach und nach eine Freundschaft zwischen Fatima und der Clique anbahnt, können die ihr Glück kaum fassen. Schnell wird „Undertow“ zum Symbol ihrer Freundschaft. Im Sog von Fatimas Aufmerksamkeit wird alles andere unwichtig.
 

„Ich wollte mein Innerstes nach außen kehren und eine ganze Bewegung gründen.“ Emma Irving, S. 130
 

Der Aufbau des Buches ist genial: Fernsehinterviews, Tagebucheinträge, Emails und natürlich Auszüge aus Fatimas neuem, skandalträchtigem Buch geben Einblicke in das, was passiert ist, und lassen den Leser die Ereignisse selbst rekonstruieren. Wie konnte es zu der tödlichen Tragödie kommen? Miri, die Anführerin der Clique, versteht nicht, dass jemandem Schuld zugewiesen werden soll. Fatima als Autorin schreibt schließlich ein fiktives Buch, dessen Handlung mit der Realität nichts zu tun hat. Penny sieht es anders: Fatima hat sie alle ausgenutzt, um die Freundschaft der vier und ihre Geheimnisse zu einem Buch zu verarbeiten.

„Nichts heilt Wunden besser als die Liebe.“ Fatima Ro, S. 189
 

Diese und andere Weisheiten gibt Fatima den jungen Menschen mit auf den Weg. Je länger sie sich kennen, umso wichtiger ist die Rolle der Autorin in ihrem Leben. Besonders Soleil und Jonah haben einen sehr guten Draht zu Fatima. Im Laufe der Geschichte kommen die beiden sich näher, entwickeln Gefühle füreinander. Fatimas Ratschläge nehmen die beiden – unabhängig voneinander – gerne an und sind glücklich, dass sich ihre Beziehung nach ihren Vorstellungen entwickelt. Doch schnell stellt sich die Frage, ob ihre Beziehung echt ist. Ist es das, was Soleil und Jonah wollten? Oder sind sie nur Figuren in einem Spiel? Die Autorin Lygia Day Penaflor schafft es, durch den Stilmix Realität und Fiktion verschwimmen zu lassen. Schnell fragt der Leser sich, wie viel von Fatimas Buch der Wahrheit entspricht.

„Ich hab mich gefühlt, als sei alles zu Ende.“ Penny, S. 248

Manche Dinge bleiben besser unausgesprochen, findet Penny. Sie ist die einzige, die Fatimas Absichten hinterfragt. Was hat eine Bestsellerautorin davon, sich mit Jugendlichen anzufreunden, sie als ihre besten Freunde zu betrachten und die komplette Freizeit mit ihnen zu verbringen? Kann man Fatima vertrauen? Bei ihren Freunden stößt sie auf taube Ohren. Dass die Clique Fatima so tief in ihr Leben gelassen hat, stellt sich als fatal heraus, nachdem das Buch veröffentlicht und Jonah brutal zusammengeschlagen wird. In der Clique ist nichts mehr, wie es einmal war. Wo das Vertrauen vorher schon bröckelte, spitzen die Ereignisse sich zu, als sich Miri, Penny und Soleil zerstreiten. Es bleibt die Frage, ob der Preis eines jungen Lebens für einen Bestseller zu hoch ist – und ob man sich Vertrauen für Ruhm kaufen kann.

Die kurzen Kapitel animieren ständig zum weiterlesen, und auch die Charaktere, die tief gezeichnet und vielschichtig sind, lassen einen nicht mehr los. Wer träumt nicht davon, sein Idol einmal zu treffen? Aber wer geht schon davon aus, dass dieser Traum, in Erfüllung gegangen, eine dramatische Zukunft mit sich bringt? Ein Buch, das wegen seines Aufbaus aus der Masse sticht und in dem mehrere Geschichten bis aufs Letzte ineinander verwoben sind. Vier von fünf Sternen für ein einmaliges Leseerlebnis.