Rezension

Rundherum schön

Meine Familie und andere Tiere - Gerald Durrell

Meine Familie und andere Tiere
von Gerald Durrell

Bewertet mit 5 Sternen

Endlich kann ich mal wieder hemmungslos schwärmen! Dieses Buch ist nahezu perfekt. Zum einen hat es einen wunderbar passenden Einband, auf dem viele der Tierchen zu sehen sind, denen man im Laufe der Lektüre begegnet und zum anderen ist es einfach so charmant und lustig geschrieben, dass man es nur höchst ungern wieder aus der Hand legt.
Auf der Flucht vor dem nasskalten Wetter Englands zieht die Familie Durrell auf die griechische Sonneninsel Korfu. Fünf Jahre bleiben sie dort, fünf Jahre, die allen unvergesslich geblieben sein dürften. Zu diesem Zeitpunkt ist der Autor Gerald Durrell zehn Jahre alt und interessiert sich zum Leidwesen seiner Familie sehr für die Fauna der Insel. Im Laufe der Jahre nehmen sie vier Hunde, diverse Schildkröten, eine Möwe, zwei Elstern und anderes Getier, einschließlich einer Skorpionmutter und Brut, bei sich auf. Meine Bewunderung gilt dabei Mutter Louisa, die mit unendlicher Ruhe und Liebenswürdigkeit die Eskapaden ihrer Kinder ausbadet. Denn neben Gerry wären da noch der dreiundzwanzigjährige Larry, auf dem Wege zum Schriftsteller, allwissend und über den Dingen stehend; der neunzehnjährige Leslie, ein Waffennarr und Traumschiffbauer und die achtzehnjährige Margo, deren knappe Badeanzüge die gesamte männliche Inseljugend auf den Plan ruft.
Selten habe ich ein so unbeschwert fröhliches Buch gelesen, so durchgehend geschmunzelt und gekichert. Diese Erinnerungen sind sonnenwarm und liebevoll und so gut geschrieben, dass ich sogar die detaillierten Beschreibungen diverser Insekten hochspannend fand. Und ich bin sonst kein großer Freund langbeiniger Krabbelviecher...
Eine meiner liebsten Szenen ist diese: Gerry hat Geburtstag und die Familie plant eine kleine, feine Feier. " Wir hatten abgemacht, nur wenige Leute zur Party einzuladen. Menschenmassen seien nicht unsere Sache, sagten wir uns, und deshalb hielten wir zehn sorgfältig ausgesuchte Gäste für das Äußerste, worauf wir uns einlassen wollten. (...) Nachdem wir uns einvernehmlich darauf geeinigt hatten, ging jedes Familienmitglied los und lud zehn Leute ein." Erst am Tag vor der Party fällt auf, dass jeder andere zehn Leute geladen hatte und es nun 46 zu erwartende Gäste sind. Natürlich rettet die Mutter die Situation und es wird ein schönes Fest.
Aus dem kleinen Gerry wurde übrigens ein weltweit bekannter Tierschützer und Erforscher seltener Arten. Das mag auch daran gelegen haben, wie offen seine Familie seine Interessen unterstützt und gefördert hat. Und so ist dieses Buch eigentlich nicht nur charmant, sondern auch eine Art Lehrbuch für den Umgang mit Kindern. Obwohl ich persönlich keine Wasserschlangen in der Badewanne haben möchte, aber sogar die findet man ganz nett, so lange, wie sie in der Geschichte bleiben jedenfalls.
"Meine Familie und andere Tiere" ist meine diesjährige Empfehlung für Weihnachtsgeschenkesuchende. Es ist herzerwärmend, aber nicht kitschig, leicht zu lesen, aber nicht seicht, witzig, aber nicht albern, kurz: es ist nahezu perfekt.

Ich danke dem Piper Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.