Rezension

Rundum gelungen

Der Zopf meiner Großmutter - Alina Bronsky

Der Zopf meiner Großmutter
von Alina Bronsky

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Junge, sein Opa und vor allem seine resolute Oma kommen als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland. Sie wohnen in beengten Verhältnissen, gehen brav in die Synagoge, obwohl sie gar nicht jüdisch sind und leben ansonsten in ihrer ganz eigenen Welt. Bis der Opa sich eines Tages verliebt und alles durcheinander gebracht wird.

Obwohl man dies denken könnte, handelt es sich bei diesem Buch nicht um eine typische Immigranten-Geschichte. Eher geht es um die Beziehungen zwischen den handelnden Personen und um die Beschreibung ihrer Charaktere. Alina Bronky gelingt es meisterhaft, mit wenigen Sätzen ein klares Bild von jeder einzelnen Person zu zeichnen. Dabei arbeitet sie nicht zu plakativ; vieles steht zwischen den Zeilen.

Die diktatorische Großmutter wirkt zunächst komisch, dann teils fast bedrohlich, letztlich ist sie aber auch eine sympathische, gebrochene Figur. Die Geschichte ist aus der Sicht des Jungen erzählt, der nach und nach vieles über seine Familie und über das Leben lernt.

Die Geschichten von Alina Bronsky sind immer ein wenig eigenwillig, dabei schafft sie es, Klischees zu vermeiden. Die Figuren wirken echt, auch wenn sie teilweise leicht überzeichnet sind. Es ist spannend zu lesen, wie sich da komplizierte Beziehungsgeflecht in dieser ungewöhnlichen Familie entwickelt. Am Ende bleibt vieles offen, was ich aber nicht schlimm finde. Das Leben geht halt immer weiter.

Wieder ein gelungener Roman von der inzwischen sehr bekannten Autorin.