Rezension

Russlands lebendige Geschichte

Winterkinder - Owen Matthews

Winterkinder
von Owen Matthews

Bewertet mit 4 Sternen

Der Autor erzählt die Geschichte Russlands anhand seiner Familiengeschichte mütterlicherseits.

Sein Großvater ist ein hohes Mitglied der Partei, überzeugter Kommunist und setzt mit strenger Hand die Vorgaben der Partei um – dargestellt am Aufbau der Traktorenfabrik Charkow. Er fällt 1937 einer der Säuberungsaktionen Stalins zum Opfer. Seine Frau wird für viele Jahre inhaftiert, so dass die beiden Töchter ohne Eltern aufwachsen.

Mila, die jüngere der beiden Töchter, verliebt sich später in den englischen Botschaftsangestellten Mervyn. Bevor die zwei heiraten können, wird Mervyn aus Russland ausgewiesen, weil er sich weigert für den KGB zu arbeiten. Ein Großteil der Geschichte handelt von den Versuchen Mervyns, Milas Ausreise zu bewerkstelligen. Sowohl Mila als auch Mervyn geben nie die Hoffnung auf, dass sie eines Tages wieder vereint sind und zusammen glücklich werden.

Für die Darstellung dieser Familien-Biographie ist es wichtig, die Geschichte Russlands, die unterschiedlichen Strömungen der jeweiligen Zeit zu kennen. Die Verknüpfung des Zeitgeschehens mit seiner Familiengeschichte ist dem Autor gut gelungen.

Für mich persönlich ist der Anteil der Familiengeschichte zu kurz gekommen. Ich konnte mit den Protagonisten nicht wirklich warm werden. Selbst nicht in dem Teil wo Auszüge aus den Liebesbriefen zitiert werden. Allerdings habe ich sehr viel zum damaligen Zeitgeschehen erfahren, was mich zum Teil sehr tief berührt hat.

Das Cover ist sehr dezent gehalten und zeigt schemenhaft die Ansicht einer winterlichen Stadt.

Der Schreibstil ist anspruchsvoll und es wird sehr sachlich berichtet, so als ob der Autor nicht persönlich involviert wäre.

Ich bin mit einer bestimmten Erwartung an das Buch herangegangen, die nicht erfüllt wurde, aber aufgrund der bewegenden Einblicke in das Russland des 20. Jahrhunderts vergebe ich 4 Sterne