Rezension

Safari, Digitalisierung und Ubuntu

Gebrauchsanweisung für Tansania -

Gebrauchsanweisung für Tansania
von Monika Czernin

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eines wird schnell klar beim Lesen von Monika Czernins "Gebrauchsanweisung für Tansania": Die Autorin ist begeistert von dem ostafrikanischen Land und seinen Menschen, berichtet voller Begeisterung von Erlebnissen und Begegnungen in dem Land, das sie seit 20 Jahren immer wieder bereist. Für alle, die das "Afrikafieber" selbst kennen, also eine Lektüre, die die Zeit bis zur nächsten Reise ein bißchen verkürzen kann mit Erinnerungen, die vielleicht bekannt klingen.

Von den großen Seen im Westen über den Northern Safari Circuit mit Serengeti und Ngorongoro geht es bis hin zur Metropole Daressalam am Indischen Ozean und natürlich auf die Insel-Archipel um Sansibar und entlang der Küste. Die Autorin, die ihre Leser mit der "wir"-Ansprache gewissermaßen mitnimmt, bemüht sich auch, Kultur und Gesellschaft nahe zu bringen, wobei sie meiner Meinung nach die Lobpreisung des Ubuntu, des Prinzips von Gemeinschaft, etwas übertreibt und eine verklärte Sicht auf die Gesellschaft hat. Meiner Erfahrung nach ist das keineswegs auf das "Große Ganze" anzuwenden, sondern gilt in der Familien- und Dorfgemeinschaft, wobei es auch dort durchaus eifersüchtige Besitzstandswahrung geben kann und keineswegs alles bereitwillig geteilt wird.

Erfreulich ist, dass Czernin manchem Stereotyp der verarmten Afrikaner entgegen zu wirken versucht. Es gibt ja viele Touristen, die glauben, sie müssten Bonbons, Kugelschreiber und alte Kleidung an Hotelpersonal oder wildfremde Kinder verteilen "weil die Menschen in Afrika so arm sind". Czernin beschreibt die aufstrebende Mittelschicht, Unternehmergeist und digitales Wachstum, das nicht nur in Tansania, sondern in der gesamten Region verbreitet ist. Dass es dann immer hip, lässig und international urban mit Protagonisten in Dreadlocks zugeht, ist hingegen ein bißchen ein Tunnelblick - von der häufig ausgesprochen konservativen Gesellschaft, nicht nur auf den Dörfern, sondern auch in den Großstädten, auch in der Mittelschicht, ist jedenfalls weniger die Rede.

Abgesehen von den störenden langen Schachtelsätzen macht es dennoch Spaß, die Autorin zu begleiten auf ihrer Reise und Anregungen für künftige Besuche mitzunehmen. Wer noch nie in Tansania war und sich nach der Lektüre des Buches auf den Weg machen will, könnte dennoch einen Schock erleiden, denn in der "Gebrauchsanweisung" ist von Geld eher oberflächlich und nicht in konkreten Zahlen die Rede.

Denn Tansania ist ein teures Reiseland, der Safaritourismus schlägt im Geldbeutel deutlich mehr ein Loch als in Kenia oder Südafrika (wo es auch nicht unbedingt billig ist). Wenn die Autorin dann ausführlich ein kleines Öko-Hotel auf einer der etwas abgelegeneren  Inseln vorstellt (mit dessen Eigentümern sie freundschaftlich verbunden ist und die Rundreise unternimmt), werden keine Preise genannt. Auch das Safari-Camp, das nur jeweils eine Handvoll Gäste aufnimmt und so sicherlich ein  ursprünglicheres Safari-Gefühl bietet als eine Lodge mit 200 Gästen, dürfte seinen Preis haben. Für Afrika-Neulinge und Tansania-Interessierte wäre es sicherlich wesentlich transparenter, wenn etwa im Anhang Preisbeispiele genannt worden wären.