Rezension

Sanft, aber eindrücklich

Wem die Stunde schlägt
von Ernest Hemingway

"Wem die Stunde schlägt" ist erst mein zweites Buch von Hemingway nach "Der alte Mann und das Meer". Aber da mir letzteres sehr zugesagt hat, hatte ich schon länger vor, mich noch weiter mit dem Werk Hemingways zu beschäftigen.

Wie auch der alte Mann, ist dieses Buch ein sehr ruhiges, das in seinem ganz persönlichen Tempo erzählt wird. Wenn man bedenkt, dass die Handlung im Spanischen Bürgerkrieg spielt, mag dieses Erzähltempo überraschen, dennoch passt es zur Tiefgründigkeit Hemingways. Er verarbeitet hier viele seiner eigenen Erfahrungen und dies spürt man aus dem Text heraus.

Wahrscheinlich gerade deswegen las ich die gedanklichen Zwiegespräche Robert Jordans am liebsten. Waren dies auch die Gedanken Hemingways? Machte er ähnliche Erfahrungen durch wie sein Held? "Wem die Stunde schlägt" ist ein sehr philosophisches, nachdenkliches Werk, das einem viel über den Krieg vermittelt, ohne zu sehr in die Details zu gehen. Da wir in der Schule den Spanischen Bürgerkrieg nicht durchgenommen hatten, habe ich mir nun selber ein bisschen etwas dazu nachgelesen.

Spannend fand ich auch den Dualismus der Frauenfiguren. Maria und Pilar könnten unterschiedlicher nicht sein. Passt der Spitzname "Häschen" sehr gut zur braven, fast schon farblosen Musterfreundin Maria, so ist Pilar eine richtige Matrone, die sich von niemandem etwas sagen lässt. Maria war mir persönlich fast schon zu perfekt geschildert, da fand ich Pilar um einiges faszinierender. Aber welcher Mann träumt im Krieg nicht von einer Frau, die zu Hause auf ihn wartet und deren grösstes Glück es ist, den Mann zu bedienen? Vor Pilar dagegen fürchten sich die Männer wohl eher...

Dieses Buch war eine sehr beeindruckende Lektüre, die mich neugierig macht, auf weitere Werke Hemingways. Den ich nun als feste Grösse unter den modernen Klassikern noch mehr zu schätzen weiss.